A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 13

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vielleicht annehmen, dass sich Schnitzler selbst in diesen Jahren
mit Schopenhauer beschäftigt hat. Dieser Fridolin Lux fühlte
die ersten Regungen des Wissensdranges in sich, als er die
ersten grauen Haare bekam. Seit drei Jahren, bekennt er, stehe
er in der Vorhalle des heiligen Tempels, der da Wahrheit heisst.
Sein Freund Winter aber versucht ihn aufzuklären und behauptet,
er werde wie Tausende von andern, wie alle Menschen, sein Leben-
langsanti 7chambrieren. Winter, mit dem sich wahrscheinlich der
Dichter indentifiziert, fährt dann fort, seine Ansichten noch
weiter zu erläutern:
William: Ich mache mir von diesem Tempel der Wahrheit über-
haupt eine ganz eigene Vorstellung. Ich glaube, dass hinter
dem Tore, das so fest geschlossen ist, wieder andere Menschen
stehen, Menschen, die die Wahrheit von einer anderen Seite
zu erstreben trachten und sich dabei ebenso lächerlich machen
wie wir uns -
LUX: Aber wie meinen Sie das? Das wäre ja -
WIKTER: ironie - 7 Hm - und das Tor springt auf und wo
jeder gemeint hat, dass sich nun die Wahrheit zeigen wird,
zeigt sich ihm nur eine andere Partei
LUX: Und die Wahrheit selbst -?
William: Steckt vielleicht im Schldsselloch - 2 Denn ich
bin überzeugt, dassbeste Wahrheit ist so klein, das wir sie
auf den Nagel unseres kleinen Fangers schreiben könnten.
Auch Schnitzlers Einstellung zur Ehe wird in diesen
frühen dramatischen Versuchen weiter beleuchtet. Sie unter-
scheidet sich nicht wesentlich von der Auffassung, die wir