A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 14

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schon in der frühen Lyrik angetroffen haben. In "Moderne
Jugend" zum Beispiel, einem Fragment aus dem Jahre 1881,
Mussert sich Hugo seinem Freunde Alfred gegenüber in einer
recht wegwerfenden Weise über die Ehe. Er wendet einen Ver-
gleich an, den man ohne Schwierigkeit dem späteren Anatol
in den Mund legen könnte:
Bis man mit so einer Zigarre fertig wird...! Man wird
ihrer überdrüssig, bevor man zu Ende gekommen ist. Aber eine
leichte Zigarette - die nicht länger dauert, als der Genuss,
welchen sie gewährt. Es ist derselbe Unterschied wie zwischen
einer Ehe und einer Liebschaft. - Ich werde mich nie verheiraten.
Ferner wird in diesem Fragment unbarmherzig gegen die
sogenannten anständigen Mädchen ins Feld gezogen. Hugo gibt seine
Freunde den Rat, seine Beziehungen zu dem sittsamen Kätchen
abzubrechen, denn es wären doch nur "bleiche Genüsse, abge-
härmte Vergnügungen und eine Verschwendung mit der schönsten
Zeit des Lebens.“ Später als sie aufxxxx mit ehrbaren jungen
Damen einem Ball beiwohnen, wird diese vernichtende Kritik
fortgesetzt. Von einem Mädchen "mit funkelnden Augen, aus denen
das Verlangen blitzt, sich in alle Freuden des Lebens und der
Liebe zu stürzen,“ die aber nicht den Mut hat, sich über die
Konvenienz hinwegsusetzen, sagt Hugo: "Wahrhaftig dieses Mäd-
chen unterscheidet sich nur dadurch von einer Dirne, dass sie
noch Jungfrau ist.“ Schlieslich finden die Freunde das ganze
Treiben so abgeschmackt, dass sie sich aufmachen, dorthin zu
gehen, "wo man keine Hochzeit wünscht. Zu den Bescheidenen, die
sich mit weniger begnügen. Hab' ich nicht recht, wenn mir die