A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 80

Zahlen der Pythagoräer - aber auch die grössten Denker der neueren Zeit, Kant
und Goethe haben ihre letzten Erkenntnisse nicht anders denn als Bild, als
Schema darstellen wollen. Aber x- und hier sei ein Einwand gegen Schnitzler
gestattet - die primitiven Formen eines Schemas sollen dem Auge einen Sinn
vermitteln und wenn ich ein Dreieck sehe, dessen Spitze zu Gott weist, dann
soll das Aufsteigen der Seitenlinien von der Grundlinie zur Spitze ein Auf-
steigen zu Gott bedeuten und die Anordnung der Typen auf ihnen soll dieser
Bedeutung Ausdruck geben. Dem aber weicht der Autor bewusst aus, da er nicht
in den Verdacht kommen möchte, die Urtypen werten zu wollen, und er geht darin
vielleicht einen Schritt zu weit, da eine solche bedeutungsvolle Anordnung
nicht unbedingt als Wertung angesehen werden muss, das Schema aber erst durch
sie seinen vollen Sinn gewinnen kann.
Ausser den Bemerkungen zu den beiden Diogrammen, seinem Hauptgegenstand,
bringt das Buch in einem höchst interessanten „Zwischenkapitel" die Skizze
eines weiteren Schemas: die Persönlichkeit des Geistesmenschen. Zu dem Hori-
zontalschnitt durch das Reich seines Wirkens tritt ergänzend der Vertikal-
schnitt durch seine Persönlichkeit. Hier, im Individuellen, liegt das ureigenste
Gebiet des Dichters, dessen Hauptsorge ja immer der ganze lebende Mensch bleibt.
Damit in der Betrachtung jener Urtypen die Anschauung nur ja nicht starr wer-
de, führt er uns den Weg wieder zurück, lässt Schritt für Schritt den beharren-
den Mittelpunkt zu der fliessenden Bewegtheit persönlichen Lebens sich aus-
weiten. Es sind einmal die Begabungen, allgemeine und spezielle, die mit der
Geistesverfassung zusammenwirkend die Persönlichkeit bestimmen,angeboren
wie jene, aber der Entwicklung oder Verkümmerung fähig; dann aber ist der
feste unveränderliche Kern umgeben von den Schichten der Seelenzustände -
dem Kern nahe noch von dessen Festigkeit durchstrahlt, nehmen sie mit der
Entfernung von ihm an Veränderlichkeit rasch zu: Charakteranlagen - seelische
Eigenschaften - fliessende Seelenzustände - Stimmungen. Schrittweise erscheint
durch sie das Starre gelöst dem beweglichen Strom des Lebens wieder einflies-
sends.
Wer das bisherige Schaffen Arthur Schnitzlers überblickt, wird den Zusam-