A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 79

sitivem oder negativem Vorzeichen, himmlisch oder höllisch wirkend, göttlich
oder teuflisch - und dieser notwendige Qualismus wird sich auch in dem Schema
darstellen; jeder Typus wird seinen Gegentypus, das Dreieck sein Spiegelbild
bekommen, Oben und Unten Sinn gewinnen: das obere Dreieck regt in das Reich
des Lichts, weist zu Gott, das untere taucht in das Reich der Nacht, we ist zu
Satan.
So ist schliesslich der gesamte Bereich menschlichen Geisteswirkens in
zwei parallelen Diogrammen schematisch dargestellt, deren jedes aus zwei gegen-
ständigen, durch eine unüberschreitbare Linie getrennten Dreiecken besteht. Auf
jedem dieser vier Dreiecke erscheinen die Urtypen in anderer Gestalt; die Typen
des oberen Dreiecke sind die Wahren, Fruchtbaren, Lichtbringer, menschen, von Gott
gesegnet - die Typen der unteren Dreiecke die Lügenhaften,Zerstörenden, Finster-
linge, Un-Menschen, von Satan besessen.- Und was soll damit für die Erkenntnis
getan sein? Ist es nicht eine geometrische Spielerei ohne weiteren Erkenntnis-
gehalt? Ueberhebung des begrifflichen Denkens ist es, die zu solcher Frage ver-
leitet. Schon der Versuch anschaulicher Typenbildung im Menschlichen ist frucht-
bar und dankenswert. Wir haben zwar einige Jahrhunderte moderner Paychologie
hinter uns, aber vom lebenden Menschen, vom Wirken der Seele, des Geistes in und
aus ihm wissen wir noch recht wenig. Ratlos steht unser Denken vor einer unfass.
baren Vielfältigkeit,die es nicht ordnend zu müberschauen vermag.Ordnung zu
schaffen in dieser ungeordneten Fülle durch Feststellung weniger überall zu-
grunde liegender Urtypen ist xxx wohl eine erste Aufgabe des Erkennens.-Aber
das Schema? Die Anordnung der Typen in einer geometrischen Figur, ist sie nicht
blosses Spiel? Nein, gewiss nicht, Denn zwei gleichberechtigte Möglichkeiten
sind dem Menschen gegeben, Welt und Leben erkennend sich zuzueignen: Begrift
und Bild, deren jede nur innerhalb bestimmter Bereiche Genüge tut; und wo der
Begriff versagen muss,vor dem Lebendigen, da ist es das Bild, in dem wir Erkennt-
nis gewinnen. So haben die Alten ihr tiefes Wissen vom Lebendigen gerne in einem
einfachen Bild, eignem Schema vermittelt - man denke an die primitiven Symbole
antiker Weisheit, das Dreieck, den Kreis, den Würfel, deren intensives Anschauen
aus Augen des Geistes tiefste Einsicht gewähren konnte - man denke an die