A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 118

Engel u.a.: "Die Menschen handeln aus Laune, der Held stirbt sogar aus
Laune, ein so leichtfertiges Spiel mit dem Tode, dem hoechsten Trumpf des
Lebens wie des Dramas vernichtet jedes dramatische werk.
Dieser Auffassung sei die von Vogt und Koch ausgedrueckte gegenueberge-
stellt:
"Der sonst im engeren Kreise des buergerlichen Lebens der Gegenwart sich
bewegende naturalistische Schnitzler hat im "Schleier der Beatrice" die
Farbenpracht des Symbelikers Hofmannsthal erreicht, mit der farbengluchen-
den Ausmalung der nach Leben und Lust lechzenden Renaissancezeit aber
die Gestalten- und Handlungsfuelle Shakespoarscher Dramatik zu verbinden.—
gesucht. So zeigt auch diese beste dramatische Dichtung der letzten Jahre
wieder, dass nicht in den Parteilosungen und Theorien des Naturalismus
oder Symbolismus die neue grosse Kunst zu finden ist.
Nach Rich.M. Meyer ist die fuer Schnitzler am meisten charakteristische
Form die zwischen Novelle und prama vermittelnde der dialectischen Nove-
lette." In Deutschland ist die Gattung-wenn man von Glasbrenner und den
.Witzblaettern absicht- merkw erdig spaet eingefuehrt worden; der ernste
philosophische Bialog liess diesen frivolen nebenbuhler nicht aufkommen
und vor allem war die Kunst der Causerie in Deutschland noch zu wenig
entwickelt, um diesen kleinen Meisterwerkchen dienen zu koenden."
Wir haben also als Summe des Schnitzlerschen Charakters: Liebelei, suesse
Haedelspoesie und seziale Anklage, Kraft der Empfindung, Tiefe des Gefuchs
und sentimentales Sichgehenlassen, sentimentales sichgehenlassen und fri-
vole Causerie, Helden, die aus Laune Sterben und Helden mit der Leiden-
Vogt und Koch, gesdichte der d. literatur
Rich. M. Meyer, Literator des 19. Jahrhunderts,Seite 145