A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 129

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eben genannten tritt das Tendenzioese der Schnitzlerschen Technik so
stark hervor, dass dadurch vieles von den im ersten Akt gezeigten kunst-
lerischen reinheiten aufgehoben wird.
Die Entstehung des Konflikts liegt in der Vatur der Schnitzlerschen Men-
schen begruendet. Wahrend in den stuecken der ersten Periode noch die
Wacht der äusseren Verhältnisse und der Gegensatz er Verhaltnisse den Bo-
den fuer den Konflikt abgeben, tritt in den spaeteren Stuecken die durch
den Einfluss der Zeit oder mit der Zeit (Zeit = Geschehniss) in den
menschlichen selben hervorgebrachte Wandlung, mit einem Wort ihr Wachsen,
in den Vordergrund der Behandlung.Auf die Entwicklung einer langen vorge-
schichte, welche Erlebnisse aus der vergangenheit oder die Beziehungen
der Gegenwart zur Vergangenheit vorfuehrt, verwendet Schnitzler keine
Muehe.Ihn interessiert die Gegenwart, oder sagen wir das Gegenswärtige, der
bewegliche Prozess und nicht die bei Ibsen in die vergangenheit hinein-
ragende starve vergangenheit. Ihn beschäftigen die unter der Oberfläche
des Handelns, die im Unterbewusstsein schlummernden Gedanken und Krafte.
Wie die Schuld aus dem Renschen selber heraus entwickelt ist, so gibt es
auch fuer die Schnitzlerschen wenschen kein Schuldig Werden an andern.
"Ja, es ist meine Schuld", ruft der rostadjunkt im "Ruf des Lebens" aus,
als er sieht, wie Katharina langsam abhinsiecht. "Meine,meine Schuld. 'Und
diese war jung. Und ich hab sie einmal geliebt, und das hab ich aus ihr
gemacht!“
Da belehrt ihn der Arzt: "Nicht Sie, Herr Adjunkt,haben das aus ihr###ge-
macht. Ist denn je ein Mensch eines andern Schicksal? Er ist immer nur das