A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 133

III Entwicklung
Es liegt in der Natur des Thomas und der in Betracht stehenden Werke, das
manches unter dies Kapitel Gehoerige bereits im vorangegangenen erwähnt
wurde. Wie bereits gesagt, arbeiten die Stuecke der ersten Periode direkt
auf den Konflikt los, in verhältnismäßig kurzer Zeit und ohne grossen
Aufwand von Personen oder andrer technischer Mittel. Im “Maerchen“ bildet
das Thema von den Gefallenen den bleibenden Gegenstand aller Erlebnisse
und Eroerterungen bis zum Schluss. In „Liebelei“ ist alles von Beginn auf
Abschiednehmen und Sterben gestimmt und diese Stimmung wird aufrecht er-
halten bis zum letzten Akt. In "Freiwild" ist die Stimmung auf Kampf ge-
stellt und mit einem Revolverschuss wird das Zeichen zum Niedergehen des
Vorhangs gegeben. Im "Vermächtniss" wird der im ersten Akt eingeleitete
Kampf zwischen Toni und der korrekten Welt im zweiten Akt auf die Spitze
getrieben und findet mit dem dritten den vorausgesehenen Abschluss. Die
späteren Stucke wirken in ihrer totalitaet, erst von der woche des zu-
rückgelegten Wegs.Erst am Schluske werden die Zusammenhänge klar, wird
das wa's als Zufall erschienen als Absicht erkannt und was als Uber-
raschung hervortritt als lange unter der Oberflaeche schlummernde und
wohl begründete Notwendigkeit verstandlich. Es sind Stuecke in denen uns
der Dichter durch ein weites Land führt, ohne dass wir recht wissen, wo-
hin der Weg führt und wo er enden wird. Wie sagt doch Aigner im "Weiten
Land“:
"Warum ich sie betrogen habe? S i e fragen mich? Sollt es Ihnen
Ges. Werke, Band IV, seite 372.