A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 154

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sog bald in Versen, bald in Prosa. Im vierten Akt ueberreicht ihm der
Hauptmann Campeggi Papiere, die er einem Gefangenen abgenommen hat. Der Herf-
zog spricht neber die Angelengenheit in prosa.Man koennte annehmen, dass
die Entgegennahme der Papiere als eine untergeordnete Sache mit Absicht
in gewöhnlicher Sprache erledigt wird. Dagegen ist anzufuhren, dass der
Herzog den Befehl, den Gefangenen frei zu lassen im versmass spricht.
Ferner, dass Frau Nardi, die gewohnlich in Prosa spricht, ins versmass
hineinschlupft, wenn gerade eine Zeile offen geblieben ist.
Rosina(die auch im ersten Akt in prosa spricht):
Vergisst der Herzog, dass hier eine steht,
Die seine Gattin ist?
Und Frau Nardi:“ So schweig, du Boese!
Man kann wohl allgemein sagen, dass die rauptpersonen – und diesen Ein-
druck gewinnt man beim ersten Lesen - sich im Veramass bewegen, dass aber
and
auch untergeordnet Personen in gehobener Sprache reden, Unterzeordnetes
im Versmass ausgedrueckt widd.
Diese anscheinende Begellosigkeit erstaunte mich minder, nachdem ich den
Vers selbst einer genaueren Betrachtung unterzogen hatte. Neben Formvol-
lendung und einschmeichelndem Wohlklang fand ich Holprigkeiten und direk-
te Nachlässigkeiten. Besonders steeren die Haufigkeit von Apokope und
Synkope und andere dialektische oder durch den Dialekt zu erklärende Un-
schoonheiten.
Man lese z.B. die folgende Stelle:
Ges. Werke Bd. II, Seite 286
Seite 317