B4: Auernheimer, Raoul _ Arthur Schnitzler an Auernheimer, Abschrift, Seite 19

lischen Absichten zu sein scheint. Dies vor allem
wollte ich aussprechen; auf geringere Einwände
gehe ich umso weniger ein, als sie mir ja oft
genüg selbst begründet erscheinen, über einen ganz
offenbaren Irrtum aber (der ganz ausserhalb des
ästhetischen Gebiets liegt) kann ich nicht gleich-
gültig hinwegsehen, -die Bemerkung nämlich, dass ich
das Bestehen einer höheren unsinnlichen Welt als
Denker wenigstens verneine (und erst in meinem
jüngsten Buch zum ersten Male die Möglichkeit ei-
nes übersinzlichen Zusammenhanges zu bejahen schei-
ne). Ein Blick in meine Gesamtproduktion,vor allem
aber in meine vor kurzem erschienenen Aphorismen,
besonders in den, wenn ich ihn so nennen darf,re-
ligiös-philosophischen Teil, müsste nicht nur Sie,
lieber Herr Doktor, sondern alle diejenigen, die
mir,wie xxxxxxxx es in Ihrem Feuilleton heisst,
jenen
diesen Vorwurf machen, unwiderleglich überzeugen,
dass ich nur das läppische und unlautere Geschwätz
über das Unfassbare, Unendliche, Ueber- oder Ausser-
sinnliche ablehne, keineswegs/so töricht bin oder
Kats
jemals war das Bestehen einer solchen übersinnlichen
Welt und ihr Eineinspielen, Hineinragen.Hineindrohen
in unsere menschliche Existenz zu leugnen. Frei-
lich, mit den Flüchtlingen des Gedankens, den Mysti-
kern und Oktultisten,von den Spiritisten gar
nicht zu reden, will ich nichts zu tun haben und
bleibe,der Grenzen allen metaphysischen Erkennens
wohl bewusst, auch weiterhin in den Reichen der
Realität und des relativ Erforschbaren redlich be-
muht, dies mir, gemessen an der Kürze unseres Er-
dendas eins xxxx und der Unzulänglichkeit unserer
Sinne, auch schon unendlich und geheimnisvoll ge-
nug erscheinen.
Dies wenige nur wollte ich für heute aus-
sprechen und damit einer ganz kleinen Verstimmung
aufrichtigen und vielleicht sogar übertrie-
benen Ausdruck verleihen, womitsie auch schon
aus der Welt geschafft ist. Ich habe Ihnen, lieber
Doktor Auer nheimer, so viel tief eindringendes Ver-
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ständnis, ja sogar gelegentliche Ueberschätzung
zu danken, dass ich auch in Ihrer Schuld bleibe, / noch
wenn Sie einmal, - wie es möglicherweise dem
bekanntlich immer empfindlichen Autor dünken
mochte - einem seiner Werke mit geringerer Herz-
lichkeit und innerer Bereitschaft entgegenkamen,
als er es eben von Ihnen gewohnt war.
Und somit einen freundschaftlichen Hände-
druck und schönen Gruss von
Ihrem
Herrn Dr. Raoul Auernheimer,
Wien.