B5: Bahr, Hermann_3 Bahr an Schnitzler, Typoskript, Seite 82

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Salzburg, 9,2,1921
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Lieber Arthur!
Herzlichsten Dank für Deinen lieben Brief! Aber als er kam,
war mein für das Journal vom 20. bestimmtes Tagebuch schon abgegangen.
Wenns irgend geht, hoff ich aber dennoch des verehrten Mannes und seines
Geburtstages zu gedenken,wenn auch post festum.— Ich lese jetzt Deinen
Namen so oft – erinnerst Du Dich denn, dass ich der erste war, der "Rei-
gen" Öffentlich vorlesen wollte, ja sogar bis zu Körber selber ging,
um es durchzusetzen, leider vergebens? - Ich wäre sehr froh, Dich bald
einmal endlich wiederzusehen!
Dich und die Deinen herzlichst grüssend
Dein alter
Hermann
München, 9.6.1922
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Lieber Arthur!
Herzlichsten Dank für Deine mich herzlichst erfreuende
Karte! Ich hatte vor,Dir zu diesem ominösen Tag, der mir am End auch
noch bevorsteht, nicht blos öffentlich, sondern auch direkt zu sagen,
ein welch wichtiger Besitz meines Lebens Dein Vorhandensein ist: ein
Reichtum. Aber es ging beim besten Willen nicht. Auszudrücken, was ich
wirklich empfinde, war nie meine starke Seite und xx je älter ich werde,
desto mehr kommt mir alles, so bald es ausgesprochen wird, verlogen vor.
Ich denke den ganzen Sommer (ausser am 11.-13.August, wo ich nach
Salzburg,und am 27.-30. August, wo ich nach Heidelberg soll) hier zu
sein und es wäre mir eine grosse Freude, Dich endlich wiederzusehen.
Herzlichst Dein alter