B8: Beer-Hofmann, Richard 8.1 Abschrift Arthur Schnitzler an BH, Seite 67

V. U. S.
G.C.H.F.
1 ƒ
-62-
98 a
Wien, 5.6.97
Lieber Richard, es hat mir leid gethan, Sie nicht mehr
in Wien zu finden. Ich bin in keiner guten Stimmung,
durch mein fortwährendes Ohrenklingen recht sehr
enervirt. Trotzdem will ich zu arbeiten versuchen.
Das scheint mir überhaupt ein miserables Zeichen, dass
uns alles gleich (entschuldigen Sie das "uns") ein
Hindernis fürs Schaffen (entschuldigen Sie das "Schaf-
fen") bedeutet.- Eine Bitte an Sie. Wenn Sie dieser
Tage einmal gar nichts zu thun haben, keine Novelle
zu schreiben, keine Radpartie zu machen, so gehen Sie
zum Leopold. Wir brauchen vom 1.Juli an zwei Zimmer.
Und zwar: Mama ein grosses, so gelegen, wie das, was
sie in früheren Jahren hatte, mit einem Bett, in das
man aber noch ein zweites Bett hineinstellen kann.
Ich ein kleineres Zimmer, nur nicht sonnig! „Blick auf
den Wald oder Wiesen, im selben Gebäude wie Mama. Event.
gleiches Stockwerk, aber ja nicht nebenan! Lieber ein
anderes Stockwerk eigentlich. Nur keins von den ekel-
haften weissen Gschnaszimmern zu 10 fl., die Herr
Leopold vor zwei Jahren erfunden hat.- (Vielleicht
auch komm ich schon vor dem 1. Juli.)
Wie gehts Paula? Grüssen Sie sie von mir.
Schreiben Sie mir auch, was Sie machen. Wie behagt
Ihnen das Bicycle? -
Von G.Hirschf.'s Stück höre ich ja ausnehmend schönes.-
Hoffentlich ist Ihnen die Commission nicht unange-
nehm.
Herzlichst Ihr Arthur.
nicht ins Bett).
(nach Ischl Eglmoos 22.)