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216
-111-
Berlin, 15.11.1904.
Hotel Fristol.
Lieber Richard, Telegramm haben Sie wohl vom Theater
aus bekommen. Freitag Samstag Arrangirprobe. Meine
Première Dienstag; ich liess es Ihnen auch telegra-
firen, weil Sie am Ende, wenn es bei Freitag geblie-
ben wäre, nur einen Tag früher gekommen wären.-
Carlton Hotel soll, wie mir Rainhardt, der dort wohnt,
sagt, nichts rechtes sein; räth es Ihnen nicht.
Ich wohne Bristol, es befriedigt mich von allen Ber-
linger Hotels doch am meisten. Hoffentlich auf Wie
Moissi, den ich gestern zum ersten Mal im Kakadu
dersehen.
proben sah, eines der augenfälligsten Talente, das
mir in der letzten Zeit untergekommen ist. Als Henri
kann er übrigens seine Fehler zu Tugenden ausnützen
(was übrigens auch ein Talent ist.) Für den Filipp
dürfte ihm wohl das wie soll ich sagen höfische feh-
len; aber er ist sehr lenksam und das absolute sei-
ner Begabung innerhalb des hier (und anderswo
grassirenden Mittelmasses müsste jedem Vernünftigen
wohlthun. Seine Aussprache ist ja sehr fremdartig
aber sobald man sie gewöhnt, wirkt sie (auf mich
wenigstens) beinah als ein Reiz mehr. Natürlich ist
es denkbar, dass ihn das Publikum anfangs auslacht.
Mit diesem Trost will ich schliessen. Ihr A.
(nach Rodaun)
216
-111-
Berlin, 15.11.1904.
Hotel Fristol.
Lieber Richard, Telegramm haben Sie wohl vom Theater
aus bekommen. Freitag Samstag Arrangirprobe. Meine
Première Dienstag; ich liess es Ihnen auch telegra-
firen, weil Sie am Ende, wenn es bei Freitag geblie-
ben wäre, nur einen Tag früher gekommen wären.-
Carlton Hotel soll, wie mir Rainhardt, der dort wohnt,
sagt, nichts rechtes sein; räth es Ihnen nicht.
Ich wohne Bristol, es befriedigt mich von allen Ber-
linger Hotels doch am meisten. Hoffentlich auf Wie
Moissi, den ich gestern zum ersten Mal im Kakadu
dersehen.
proben sah, eines der augenfälligsten Talente, das
mir in der letzten Zeit untergekommen ist. Als Henri
kann er übrigens seine Fehler zu Tugenden ausnützen
(was übrigens auch ein Talent ist.) Für den Filipp
dürfte ihm wohl das wie soll ich sagen höfische feh-
len; aber er ist sehr lenksam und das absolute sei-
ner Begabung innerhalb des hier (und anderswo
grassirenden Mittelmasses müsste jedem Vernünftigen
wohlthun. Seine Aussprache ist ja sehr fremdartig
aber sobald man sie gewöhnt, wirkt sie (auf mich
wenigstens) beinah als ein Reiz mehr. Natürlich ist
es denkbar, dass ihn das Publikum anfangs auslacht.
Mit diesem Trost will ich schliessen. Ihr A.
(nach Rodaun)