B8: Beer-Hofmann, Richard_8.2 Beer-Hofmann an Arthur Schnitzler 1910-, Seite 42

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dann ist mein Vater daran schuld, weil er meine Mutter
geheiratet hat,und so fort,bis auf Adam und Eva!Muss
ich alter Mann von neunundsiebzig Jahren Ihnen sagen,
dass man sich nicht auf Kausalitäten einlassen soll,
weil sonst eine Konfusion herauskommt!
hat, wie der
Souffleur: Es giebt keine Kausalitäten!
eines:
Der alte Moser: Lassen sie mich ausreden!
In der Erste, dem ich das gestattet hätte!
Souffleur: Sie
Es gibt keine Ursachen, und keine Wirkungen! Eine
Wirkung ist eine Ursache,die noch lebt,sonst könnte
sie nicht mehr wirken!
Sebastian: (selig fri###sirend): N och ein Dreh!
Der alte Moser: Das versteh' ichnicht! Aber,zum Teufel,merken Sie
denn nicht, dass Sie Alle meinem Davonlaufen Ihr Leben
verdanken? Glauben Sie, mein Heldentod hätte den
Dichter interessiert?
Sebastian: (jubilierend) N och ein Dreh!
Ihr Davonlaufen, ist doch überhaupt eine witzige Er-
Oberst:
findung von mir! Ich kann darauf stolz sein,
dass Sie davongelaufen sind, aber doch nicht Sie.
Sebastian: (dem Wahnsinn nah): Noch ein Dreh!
Nun,Herr Oberst,wenn sie sich aber gar so viel einbil-
Arzt:
den auf das Elend, das Siemit Ihrer witzigen Erfindung
angerichtet haben, so muss ich Ihnen schon sagen: wir
haben keinen Grund Ihnen dankbar zu sein. Ertrinkende
sind keine Menschen für ein Prama. Und in dem Stück
sind fast alle am Ersaufen.Katharina und der Herr Mo-
ser und die beiden Herrn Leutrants und sie auch, Herr
Oberst. Für das, was einer tut, der weiss, dass er morgen
sterben soll, kann man ihn nicht mehr zur Rechenschaft
ziehen; das ist kein Lebender mehr. Der hat nicht mehr
freien Willen, den kommandiert nur seine Todesangst,
und wo es nicht freien Willen gibt - gibt es kein Dra-
Schade, dass Ihre Weisheit so kurzen Atem hat, wie der
Oberst:
Herr Moser. Es g ab keines - aber es gibt eines:
Sie selbst spielen ja darin!
Sebastian: (entrüstet) D en Dreh mach' ichnicht mit!
So werde ich Ihnen nach der Vorstellung sagen - -
Arzt:
Das können sie nicht! Sie sind nur i n der vorstel-
Oherst:
lung!
Sebastian: (schreit) Aufhören!
So werde ich Ihnen sagen, dass Tod und Leben Voraus-
Arzt:
setzungen sind - nicht Stoffe. Tod und Leben sind
unverantwortlich und stehen niemandem Rede; und dass
einer Dichter ist, heisst nur, dass er manchmal - nicht
zu oft - nach ihnen fragen darf.Fragen! Ohne Antwort
zu bekommen! Und schön muss er fragen - sehr schön!
Sie wollen mich wohl belehren, Herr Doktor? Schweigen
Oberst:
Sie endlich!
Herr Oberst haben Ihrem Regiment zu befehlen - nicht
Arzt:
Sie irren, mein Lieber! Auch Ihnen! Sie sind - wie ich
Oberst:
selbst - von meinen Gnaden! (er springt ins Zimmer,
die Maske fällt ab - der Dichter steht da).
Sebastian: (wimmernd in die Knie sinkend) K e n Dreh mehr!
Keiner mehr! Wenn ich schon nicht mehr mit kann!
Dichter: (nach vorne kommend, zündet sich eine Virginia an, und
sagt zum Souffleur, in den Kasten hinunter, scharf):