B39: Herzl, Theodor_75 Arthur Schnitzler an Herzl, Abschrift, Seite 6

-3-
(12.11.92)
3,22
ken austauschen. Sitzen zwei zusammen, so nennt man sie eine Clique
und sitzen gar drei zusammen, - so sind sie es wirklich. Man glaubt
weder an sich, noch an die andern - und hat grösstentheils Recht.-
Ihr Feuilleton von dazumal fällt mir ein: Kaffeehaus der neuen Rich-
tung hiess es, nicht? - wenn Sie mir gelegentlich dasselbe schicken
wollten (Sie haben’s doch wohl) freute es mich sehr. Und noch nach
einem andern Werk gelüstet es mich wieder; das ist der Tabarin.
Nun aber will ich noch mit einer ganz besonderen Bitte heraus (die
einleitenden Phrasen schenken Sie mir ja) ich möchte sehr gern die-
jenigen Ihrer Stücke lesen, auf die Sie selbst was halten und die
nicht aufgeführt worden sind.- Sie würden meinem literarischen und
persönlichem Interesse in gleicher Weise durch Berücksichtigung
dieses Ersuchens entgegenkommen.
- Ihre Schlusspointe zu den Weihnachtseinkäufen gefällt mir vor-
züglich; nur glaub' ich wär sie aus der einen Scene schwierig he-
rauszuentwickeln. Es wäre überhaupt was andres; in Ihrer Pointe
liegt ganz einfach ein sehr reizendes Lust - oder vielleicht gar
Schauspiel versteckt, welches zu schreiben Sie höflichst gebeten
werden.-Neugierig bin ich,ob Sie eins von den Dingen bühnenwirk-
sam finden werden.-
14.11.
Ich wurde neulich unterbrochen, und komme erst heute zum Abschluss
meines Briefes. Lassen Sie mich Ihnen also nur noch einmal sagen,
wie sehr mich Ihre Freundlichkeit und Antheilnahme ehrt und wie es
mich freuen würde, bald wieder was von Ihnen zu hören. Sie haben mir
nun zwei Briefe über mich mink geschrieben; ich darf nun wohl einen
über Sie erwarten?
Geschäft als
Mit herzlichen Grüssen Ihr sehr ergebener
I.Grillparzerstr.7.
Arthur Schnitzler.