172
A. S. an H.v.H.
dire une
Wien, 8.9.1906.
.
Mein lieber Hugo, auch unser Sommer war gut. In Marien-
lyst waren wir volle sechs Wochen. Schöne Seebäder,
höchst anmutige Waldspasiergänge, ein angenehmes Ho-
tel, Schrieb ein fünfaktiges Stück, das natürlich vor-
läufig nicht zu brauchen ist und von dem ich noch
nicht weiss, wann ich es vollende. Auch einen Einakter
hab ich ausführlich skizziert. Salten und Frau waren
einen Nachmittag bei uns, mit Verwandten. Schon nach
Erledigung der Umzugsfrage und daher in guter Stimmung.
Ich freu mich sehr, dass er wieder zu uns kommt. Frau
Fulda war ein paar Wochen in Marienlyst und blieb noch
nach unserer Abreise. Meine Schwägerin war in Gillileye,
nödlich von Marienlyst an offnen Meer, kam dann auf ein
paar fage, mit Steinrück zu uns, wir fuhren genommen.
gemeinschaftlich nach Kopenhagen. Sie ist jetzt in
Görbersdorf, es geht ihr recht gut. Von Kopenhagen
wurde Heini, dem das Meer sehr imponiert hat, und
jetzt, wo er kann, mit seinen Reiseerlebnis
173
A.S. an H.v.H.
mit dem Fräulein nach Wien spediert. Wir Zwei fuh-
ren nach Heimar, das uns aufs tiefste ergriff. Fred.
äusserst sympathisch, aber recht leidend, war ein paar
Tage mit uns zusamen. Von Weimar nach Ilmenau, auf
den Kickelhahn; von Ilmenau zu Wagen durch den reiz-
vollen Thüringer Wald über die Schnucke, nach Ober-
hof, das sich ganz alpenhaft gebärdet, gleich weiter
nach Eisenach, nach Nürnberg, wo wir das hübsche Ma-
rionettenthester von Braun sahen, und von da nach
Wien. Hier sind wir seit beinah drei Wochen. Olga
liess sich von Julius eine Kleinigkeit an den Küs-
sen operieren, so dass sie noch nicht Teunis spielen
kann. Ich hingegen sehr fleissig, beinah täglich.Mit
Wassermann, Agnes Speyer, Speidel und Frau, Arbeit we-
nig. Beschäftigt mit einem Stück, das ich schon vor
drei Jahren begonnen habe (modern).Morgen fahren
wir alle auf den Semmering für etwa 8 Tage. Es wäre
nicht unmöglich, dass ich für meinen Theil von dort
mich weiter wandere oder radle, vielleicht mit
2. Lasse
Wassermann in