B43: Hofmannsthal, Hugo von_2 (III) Originale cont, Seite 303

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Ihnen kann ich nicht anders nennen als königlich, heldenhaft
sich bewegend in einer innerlich errungenen Freiheit. Ich kenne
weder in Wien, noch in Berlin oder Paris solche Frauen- obgleich
ich längere Zeit, oft mehrere Jahre in diesen Städten verbracht
habe. Die Männer sind zum Teil noch auf einer niedrigeren Stufe -
das mag wohl immer und überall sein. Das blosse Gefühl und die Zart-
heit erfassen schneller als die Kraft und die Abgeschlossenheit:
Aber auch hier: Es ist ein Noch-nicht, keineswegs ein Nicht-mehr,
könnte ich Ihnen doch sagen, wie deutlich das fühlbar ist!
Noch etwas: hinter uns, hinter der oesterreichisch
ungarischen Armee steht etwas. Ist es verborgen? Warum fühlen
wir es nicht 2 Hat es die Presse mit ihrer internationalen Ge-
meinheit und Niedrigkeit verdeckt, in Schmutz verdeckt 7. Muss
an ein erzuzielles Arnseblatt in die Hand nehmen, um eine Minute
lang zu fühlen: “Oesterreich“! muss ich an Mozart denken, an
den Prinzen Eugen, an Erzherzog Karls Selbstbiographie 7 Geht es
nicht leichter? Und mein Schuhputzer - : der kann es nicht füh-
len, weil er Mozart, den Prinzen Eugen und Erzherzog Karl nicht
V.V.
ja armselige
Grund auf F
kennt?
Wie könnte ich nun erfahren, was jetzt in Oesterreich
vorgeht? Ich bin ja ganz und gar abgeschlossen - was nutzt
alle zwei Wochen einmal, ein Brief von Freundes Hand. Wird etwas,
ist nicht das
geschieht etwas!
Als ich Oesterreich verliess, war vielleicht Begeiste-
rung. Ob in Oesterreich, das weiss ich nicht. Aber in unserer
Freiwilligen schule. Als sich zehn ins Feld selten sollten, mel-