B43: Hofmannsthal, Hugo von_3 an Arthur Schnitzler, Abschrift, Seite 17

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Ich jedenfalls nach Salzburg. Uebrigens kann ich jeden Tag in 2 Stunden hin-
fahren. Ein rendez vous mit Goldmann wäre mir natürlich einen grosse Freude.
Auf der Rückseite eines Couverts ) : Es ist eine Gemeinheit zu sagen dass
ich mit meinem "Flämischen" die Umgebung erleuchten soll, weil es geheissen
hat mit einem ganz kleinen Flämmchen
9/VIII 93
Schönheit und Leben! Ist Ihnen das nicht aufge-
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Mein lieber Arthur!
fallen, dass einem das Leben so ganz besonders gut gefällt und man ganz
genau weiss wie es ausschaut und schmeckt, wenn man eben momentan innerlich
müssig ist und eigentlich nicht lebt? Wie Euer Brief (mit diesen zwei grossen
Worten) gekommen ist, der "launige" Brief mit diesen zwei grossen Worten
ist es mir ein bisschen vorgekommen wie wenn ich an einem Tisch sässe und
wirklich gegessen hätte und vor mir lägen in unapstitlicher Realität Krebs-
schalen, Hühnerknochen und Pfirsichkerne... Ihr aber sitzt vor einem
wunderschönem Stilleben mit roten Langusten, goldrothen Weintrauben und
bunten Truthühnern. Um es zu essen muss man es rupfen und sieden und schälen
und schmeiden und kauen und dann ist es gar nicht mehr schön! Und doch
gehörts zum Essen und nicht zum Anschauen. Es - ich meine das Leben.
Ich bleibe also hier bis zum 11 ten dann mit den Eltern nach München und
Jedenfalls bin ich
Nürnberg, dann vielleicht zur Jagd nach Böhmen.
.. Wissen Sie die Nummer von Richards
...
Ende September bei Euch.
Loris
Bi te bals schreiben? Wo ist Salten?
Regiment ( Znaim )? Servun
12/X 93
Sie lieber Arthur! Es wäre doch vielleicht nicht absolut verächtlich oder
überflüssig wenn wir einmal ein paar Viertelstunden zusammen verbringen
könnten. Ich halte mir Sonntag Nachmittag frei. Das verpflichtet natürlich
zu nichts. Aber im Allgemeinen!
17/1 94
Bitte um einen Sitz neben Ihnen, natürlich so billig als möglich, weil ich
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