B43: Hofmannsthal, Hugo von_3 an Arthur Schnitzler, Abschrift, Seite 22

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Steffes wie erblindet vor. Das muss man wahrscheinlich überwinden. Ich kann
es nur nicht weil ich bis jetzt eigentlich immer nur kurze Gedichte gemacht
habe. Sie lassen mich dann immer wissen, wo Sie Briefe finden wollen,
nicht wahr? (vom 15 Juli an schreiben Sie mir nach Wien, weil ich nicht
genau weiss wo ich sein werde) Leben Sie wohl, lieber Arthur
Hugo
Herzlich Ihr
Fusch 16 Juli 96
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Mein lieber Arthur. Ueber das Stück hab ich öfters nachgedacht, bin aber
nicht über gewisse allgemeine Gedanken hinausgekommen. Ich fahre morgen nach
Salzburg und bin dort 2 3 Tage mit Richard zusammen. Dann geht er nach
Dänemark, ich nach Aussee. Vielleicht finden wir zusammen etwas Gescheidtes
Der 2 te Act muss alles wirklich dramtische enthalten, alle Wucht allen
Pathos, alle Grausamkeit und alle innere Versöhnung, dann sind der erste
und dritte Act, die den Vorgang nur von aussen zeigen und an denen sich ohne
Verderbnis nicht viel verinnerlichen lässt, gerechtfertigt und gerettet
wie japanische Laternen, wenn man hinter ihren Bildern ein Licht anzündet.
Es liegt nun im Wesen ihrer Composition, dass Ihnen gerade Wucht und das
Schioksalmässige, Unabwendbare schwer wird: (besonders wenn nicht eine
weibliche Figur das ganze träg. Deswegen muss aber gerade hier die
Frauenrolle ausgenützt werden (jetzt läuft sie nutzlos, ja störend da-
zwischen (: der gehaltene Ton den der Held allen Männern gegenüber hat, kann
dem Mädchen gegenüber so völlig wegfallen, wie etwa in einem Monolog:
es liegt sogar eine natürliche tiefe Coquetterie darin vor der geliebten
Frau die Schwere und grausame Sonderbarkeit einer Situation einzusehen und
einzugestehen (das entgegengesetzte viel dürftigere Motiv war das Verheim-
lichen in der "Liebelei") An sich von aussen gesehen (so wie der erste
und dritte Act es bringt ) sind ja alle Tragödien des Lebens nur unangenehme
xyz
Begebenheiten, die mit einem Unglücksfall enden. Die xxx muss man und