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Agnetendorf, 11.8.1904.
Lieber Freund, ich wollte Ihnen grade die Frage vorlegen,
ob Sie nicht einen schönen Einakter für mich haben, als
Ihr Brief vom S.eintraf. Ich habe nämlich die Absicht,
die Komödie von Morgré, der Arzt seiner Ehre, die in der
Neuen Rundschau steht, aufzuführen und möchte damit zwei
andere kurze Stücke in Verbindung setzen, so zwar, dass der
Abend ganz nach der heitern Seite geht, oder aber gemisch-
te Gefühle erweckt. Im zweiten Fall dachte ich an L'in-
truse, im ersten an die Medaille von Thoma, beides in der
Voraussetzung, dass Sie mir einen funkelnagelneuen Einak-
ter dazu geben. Sollten Sie gar deren zwei stiften, so
fielen wohl die Eindringlinge M. und Th.; sollten Sie gar
keinen geben, so blieben noch Ruppenspieler für den ge-
mischten, Literaturfür den ungemischten Abend, den ich ev
schon im September veranstalten wollte.
Aus diesem Grunde wäre es mir sehr erwünscht,
wenn Sie schon jetzt für Reinh. die zwei Sächelchen ge-
ben, da dann gewiss eine ungeheuere Reclane losgehen
Monsieur M.M.t.
11.8.04
würde,die unsern, nur mit einem neuen (oder älteren)
Schnitzler ausgestatteten Abend beschattete. Da die Leute
immer gleich ein Entweder-Oder wittern, so würde der
Saisonbeginn unter den Eindruck gestellt werden:
Schn. gibt jetzt dem R. sein Neues. Ich kann Ihnen nicht
sagen, wie widerwärtig (eck-ckelhaft) mir solche Erwägun-
gen sind, aber da man leider nicht in Agnetendorf - wo
es wunderschön ist,wie in Wien! - sondern in der Welt
lebt, so sind sie unabweisbar. Mein Wunsch wäre deshalb,
nach der R.-Seite, dass Sie, wenn sich die Ueberlassung
der Stücke an ihn nicht vermeiden lässt,- sie vertagten,
bis wir mit unserm Einakterabend zu Stuhl kämen, und bis
wir ihr neues, geehrtes und abendfüllendes Lustspiel
ankündigen könnten. Das würde also - bei der Notizen lüstemheit
des „Neuen und Kleinen“ heissen, dass Sie ihm ausdrück
lich jegliche Verlautbarung untersagten; sonst geht es
wie mit Israels, den sie fragten,ob er zu „Ghetto“ Skiz-
zen liefern wolle, worauf er stumm und stummer blieb, sie
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Agnetendorf, 11.8.1904.
Lieber Freund, ich wollte Ihnen grade die Frage vorlegen,
ob Sie nicht einen schönen Einakter für mich haben, als
Ihr Brief vom S.eintraf. Ich habe nämlich die Absicht,
die Komödie von Morgré, der Arzt seiner Ehre, die in der
Neuen Rundschau steht, aufzuführen und möchte damit zwei
andere kurze Stücke in Verbindung setzen, so zwar, dass der
Abend ganz nach der heitern Seite geht, oder aber gemisch-
te Gefühle erweckt. Im zweiten Fall dachte ich an L'in-
truse, im ersten an die Medaille von Thoma, beides in der
Voraussetzung, dass Sie mir einen funkelnagelneuen Einak-
ter dazu geben. Sollten Sie gar deren zwei stiften, so
fielen wohl die Eindringlinge M. und Th.; sollten Sie gar
keinen geben, so blieben noch Ruppenspieler für den ge-
mischten, Literaturfür den ungemischten Abend, den ich ev
schon im September veranstalten wollte.
Aus diesem Grunde wäre es mir sehr erwünscht,
wenn Sie schon jetzt für Reinh. die zwei Sächelchen ge-
ben, da dann gewiss eine ungeheuere Reclane losgehen
Monsieur M.M.t.
11.8.04
würde,die unsern, nur mit einem neuen (oder älteren)
Schnitzler ausgestatteten Abend beschattete. Da die Leute
immer gleich ein Entweder-Oder wittern, so würde der
Saisonbeginn unter den Eindruck gestellt werden:
Schn. gibt jetzt dem R. sein Neues. Ich kann Ihnen nicht
sagen, wie widerwärtig (eck-ckelhaft) mir solche Erwägun-
gen sind, aber da man leider nicht in Agnetendorf - wo
es wunderschön ist,wie in Wien! - sondern in der Welt
lebt, so sind sie unabweisbar. Mein Wunsch wäre deshalb,
nach der R.-Seite, dass Sie, wenn sich die Ueberlassung
der Stücke an ihn nicht vermeiden lässt,- sie vertagten,
bis wir mit unserm Einakterabend zu Stuhl kämen, und bis
wir ihr neues, geehrtes und abendfüllendes Lustspiel
ankündigen könnten. Das würde also - bei der Notizen lüstemheit
des „Neuen und Kleinen“ heissen, dass Sie ihm ausdrück
lich jegliche Verlautbarung untersagten; sonst geht es
wie mit Israels, den sie fragten,ob er zu „Ghetto“ Skiz-
zen liefern wolle, worauf er stumm und stummer blieb, sie