B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 328

(23.5.97.)
Die Eleganz ist hier mehr als etwas wohlthuendes, das
äusserlich über allem liegt, die Dingen und Menschen
angenehme Farben und Töne gibt; die Eleganz ist hier
eine Weltanschauung, die jede andere beinahe auszuschlies-
sen scheint. Denn diesen Figuren bleibt einfach nichts,
wenn man ihnen die Eleganz nimmt. Darüber Märe noch
manches zu sagen; sogar besser zu Sagen als zu schrei-
ben, denn wenn man schriftlich vieles zusammenfassen
will, lässt man sich nothwendig zu leichten Uebertrei-
bungen und Stilisierungen verführen.Also genug.-
Goldmann erwidert bestens Ihre freundlichen Grüsse.
Ich selbst hoffe bald angenehmes von Ihnen zu hören;
der Katarrh ist wohl nicht mehr xxx einer Erkundigung
werth? -
Ich bin und bleibe Ihr herzlich ergebener
A.S.
22.11.97.
Lieber Herr Doktor Brahm,
ich komme jetzt nicht nach Berlin, obwohl es in der
Zeitung ge standen ist. Das Stück war so gut als fertig
da hab ich bemerkt, dass es so schlecht als fertig ist -
zugleich ist mir aber eine Idee gekommen, wodurch es
erheblich zu verbessem sein wird. Die Figur der Toni
ist mir nämlich plötzlich (etwas verspätet) klar ge-
worden; sie hat was ganz andres erlebt als ich mir bis
jetzt eingebildet habe. Ich hoffe zuversichtlich -nein,
nicht so - ich hoffe, dass Sie das Stück vor Neujahr
haben werden.-
Noch etwas: ist mir eingefallen. Seiner Zeit einmal
äusserte die Sorma die Lust (Lust ist vielleicht ein.
zu starker Ausdruck) die Weihnachtseinkäufe gelegent-
lich zu spielen. Wie wär es, wenn Sie sich, da nun eben
dieses herrliche Fest naht, entschlössen, die Plauderei
ohne eigentliche Premierenpretension Ihrem Spielplan