B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 330

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was besser sein könnte - sogar wenn ich selber versuch-
te, es besser zu machen. Einiges habe ich geändert -
so wie es sein soll, ist es nicht geworden,- und wird
es wohl nie wi werden; da gewisse Mängel doch gar zu
tief in meiner Natur zu stecken scheinen. Ich wollte
ich hätte etwas weniger Einsicht und etwas oder auch
viel mehr Talent; das wär gut für meine Stücke und noch
besser für meine Stimmung.- Der Titel steht noch nicht
fest. „Das Kind“ ist zu nichtssagend, „das Vermächtnis"
zu banal, jetzt halt ich bei dem Titel „In der Familie?-
Sie werden sich vielleicht wundern, dass Burck-
hard noch Stücke annimmt. Vielleicht wissen Sie, wie es
mit der Direktionskrise am Burgtheater steht - hier
weiss es niemand. Schlenther wär ja sehr schön - aber
von den andern ist mir - trotz allem! - Burckhard der
weitaus liebste, vorausgesetzt, dass er sein Verhältnis
zu Bahr lösen könnte. Wenn er einen andern gefunden
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hätte, als den, wär viel aus ihm zu machen gewesen. Sie
werden mir allerdings erwidern: dass ist ja sein Fehler,
dass er gerade den gefunden hat.- Heute haben wir das
„Freiwild" an Carltheater besetzt, das kommt Ende Jän-
ner dran.
Brandes kommt auf der Durchreise nach dem Stiden nach
Wien; ich nehme an, er hält sich auch in Berlin auf; fah-
ren Sie gleich mit ihm zu uns. Sie waren so wie so schon
viel zu lang nicht da. Sonst hätten Sie nicht den Kaise
und die Hex so schnöde abweisen können. Ist das die Art
mit Hexen umzugehen?- Nach dem Johannes werden Sie
sich ja wohl ausruhen können.
Wie stehts denn mit der Sorma? Ist das wahr, dass Sie
sie ganz verlieren?-Bitte grüssen Sie Georg Hirschfeld
vielmals-wie gehts seiner neuen Arbeit?ist er in Berlin
oder in München? -
Viele herzliche Grüsse!
Ihr treuer
A.S.