B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 12

(12.7.06.)
einen Einakter hab ich hier, ein bissel schlampig, zu
Ende geschrieben, aber der muss, wird sich in einen Cyc-
lus fügen. Die Preise in diesem trefflichen Hotel
mögen meine wachsende Geldgier entschuldigen. Ueber das
A.Stück bitte sehr zu niemandem ein Wort. Ich hoffe
hier jedenfalls ziemlich weit damit zu kommen. Würde
mich durch Ihre höchst erwünschte Anwesenheit nicht
stören, sondern nur anregen lassen. Brandes ist schon
aufgestanden, wie er mir heute schreibt und soll näch-
stens irgendwo eine Rede reden. Ich hab ihm Ihren Gruss
schriftlich übermittelt, hat aber nichts geholfen, weil
er Ihren Namen nicht lesen konnte.
-Seit ein paar Tagen lese ich die Briefe von Bülow, aber
es wird lange währen, bis ich zum fünften Band komme,
der Sie vorigen Sommer so sehr ergriffen hat.-
von Dora Erl hab en auch wir Wochen, Monate nichts gehört.
Dass sie sich nicht gemeldet, ist mehr als befremdlich.
Sie brannte darauf, Ihnen vorzuspielen.
(12.7.06.)
Olga und Heini erwidern herzlich die lieben Grüsse.
Sollte es in N. schon Menschen geben, die sich freund-
lich unserer erinnern, so empfehlen Sie uns bestens.
Im übrigen hab ich eine Ahnung, dass Sie herkommen.
Intuition gegen Intuition. Ein Marienlyst in der Hand
ist mir lieber als zehn Semmeringe auf dem Dache.
Doch auch zu Gebirgen finden Sie gerne bereit
Ihren