B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 23

(16.3.08.)
Scene sterben - und versuche überhaupt zu entfernen,
was bei der Aufführung (und besonders das was mich bei
der neuen Lectüre) unangenehm berührt hat. Den dramati-
schen Grundmangel - die undramatische Weltanschauung
in der die Ereignisse sich abspielen, kurz die spezifi-
sche Atmosphäre des Stücks, kann ich nicht fortbringen.
Immerhin (obwohl meine Sympathfe für das Stück ziemlich
gesunken ist) scheint es mir Qualitäten zu haben, die
es zum vorläufigen Weiterleben berechtigen. Neulich
hat es wieder, in czechischer Sprache in Prag, beträchtli-
chen Erfolg gehabt. Dass es in Russland - mit Kakadu
und - "Märchen" zu meinem „beliebtesten“ gehört, hab
ich Ihnen schon einmal gesagt.) Wenn ich die Aenderun-
gen gemacht habe, send ich sie Ihnen - ganz unverbind-
lich für Sie und mich.-
Dass die „Lebendigen“ nicht viel gemacht haben, ist mir,
um unser Beider willen leid. Die Presse war ja hahezu
anständig. Ob ich je einen Thea ererfolg hab en werde?
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( 16.3.08.)
Und was überhaupt der nächste Theaterfolg sein wird?
Beim Himmel, x h möchte ß nicht Direktor sein! - Und
Theaterdichter auch nicht. (Sagen Sie nicht: Das ist
Ihnen gelungen!) - Oder wenigstens: es sollte nicht
„Geschäft“ sein (Sagen Sie nicht: es ist ja kein Ge-
schäft.)
Haben Sie eine Ahnung, was die Leute eigentlich wollen?
Ich frage Sie nicht, weil ich die Absicht hätte das zu
liefern.-
Hoffentlich hat Ihnen der weisse Hirsch gut gethan;
für Nerven und Muskel (von welch letzterem Sie nichts
mehr schreiben). Und wenn es mit Wien sicher geworden
ist, so lassen Sie's mich bald wissen, zur Sommerszeit
gehen Sie wohl wieder an die See? Wir haben Schweizer
Absichten. Wollen auch vorher noch kleinere steirische
und salzkammergütige Touren machen.- Seien Sie von uns
Allen herzlichst gegrüsst.
Ihr A.S.
Herzlichen Gruss und auf Wiedersehen! O.S.