B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 24

T P W
München, 3.5.1908.
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Hotel vier Jahreszeiten.
Lieber Freund, hier sind wir seit gestern; nach ein paar
schönen Frühlingstagen in Riva und in Bozen (das über
Bozen, 1200 Meter liegende, in 5/4 Stunden zahnrädlich
erreichbare Klobenstein sei Ihnen heftig ans Herz ge-
legt. Eine Natur-Ueberraschung hohen Ranges. Viel zu
wenig berühmt, wie so vieles österreichische!) Also
hier, München, in diesem reizenden Hotel zu den über-
flüssig vielen Jahreszeiten residieren wir und denken
bis Ende der Woche zu bleiben. Allerlei Ausflüge sind
vorgesehen; hoffentlich auch Partenkirchen. Samstag
oder Sonntag fahren wir direkt nach Aussee, wo die Um-
gegend in etwa 3 Tagen besichtigt werden soll, und je-
denfalls vor dem 15. wollen wir daheim sein.
Haben wir einige Hoffnung, Sie in die Aussichten dieser
kurzen Reise einbeziehen zu dürfen? Benachrichtigen
Sie uns gütigst. Auch über Ihse appllinischen und
unacherlichen Ideen würde ich gern ein mehreres er¬
fahren. Und überhaupt. - Herzlichst Ihr A.S.
(3.5.08.)
Heut ist es an mir, Randbemerkungen zu machen. Vor al-
lem? Der Brief meines Gatten ist, ich versichere Sie,
von sprühendem Witz, es ist nötig, das zu sagen, denn
Sie werden ihn nicht lesen können.
Ich sage nichts.
Ist aber schwer gekränkt. Nun bitte, auf diese Schrift-
probe gehört I.
Kommen Sie bald, seien Sie herzlichst gegrüsst.
Olga Schnitzler.