7 76 Seis an Schlern, 20.8.08.
Lieber Freund, ausser den zwei Karten, einer aus
Oberhof und einer aus München ist noch keine Nachricht
von Ihnen gekommen, und wir möchten doch gern ein wenig
ausführlicher wissen, wie es Ihnen geht? Ich schicke
diesen Brief nach Berlin, da mir Ihre Helgeländer Adres-
se unbekannt ist )aufs gerathewohl hab ich eine Karte
hingeschickt) Es herbstelt hier beträchtlich, wird aber
immer schöner und wir denken alle eigentlich ungern
ans Fortgehen. Agnes Speyer ist noch da; Wassermann
und Kaufmann längst abgesegelt. Wir haben den Schlern
bestiegen, waren ein andres Mal auf dem Dialer Haus,
beide Male sind wir verfrüht durch Nebel-Wetter und
Kälte ins Thal getrieben worden. Ende des Monats wan-
dern wir nach Bozen, schicken Heini nach Wien, machen
vielleicht noch einen Ausflug nach Martino; reisen
dann nach München und denken Mitte September in Wien zu
sein. Neulich hat uns von Gossensass aus mein Bruder
Julius sammt Familie besucht; entpuppte sich bei die-
ser Gelegenheit als skeptischer Betrachter von Röntgen-
bildern - wie er mir auch schon vorher, als Antwort
auf mein Eingeständnis, dass ich mich in Ihrem Röntgen-
gemälde nicht auskennte, erwidert hatte „Das geht uns
allen so (Uns-Uns Aerzten.- Umso mehr bin ich auf Ih¬
re subjektiven Berichte gespannt.-
Mein sogenanntes Stück hab ich noch einmal angefangen;
es geht langs am vorwärts, und die Wahrheit zu sagen
nicht so, wie ich wünschte. Hingegen befindet sich seit
14 Tagen Raoul Auernheimer hier, schreibt ein Lustspiel
mit einer Bassermann Rolle, wird demnächst fertig und
hat mich bescheiden gebeten Sie zu fragen, ob er's Ih-
nen schicken dürfte? Ich nehme an Sie sagen ja und er
hoffen sich hiemit das Oktoberkassen-Stück zu gewin¬
nen, das ich Ihnen wie alles übrige Gute von Herzen
wünsche. Wir denken oft und gerne an die schönen Plau¬
derstunden auf mehr oder minder schattigen Bänken, mehr
Lieber Freund, ausser den zwei Karten, einer aus
Oberhof und einer aus München ist noch keine Nachricht
von Ihnen gekommen, und wir möchten doch gern ein wenig
ausführlicher wissen, wie es Ihnen geht? Ich schicke
diesen Brief nach Berlin, da mir Ihre Helgeländer Adres-
se unbekannt ist )aufs gerathewohl hab ich eine Karte
hingeschickt) Es herbstelt hier beträchtlich, wird aber
immer schöner und wir denken alle eigentlich ungern
ans Fortgehen. Agnes Speyer ist noch da; Wassermann
und Kaufmann längst abgesegelt. Wir haben den Schlern
bestiegen, waren ein andres Mal auf dem Dialer Haus,
beide Male sind wir verfrüht durch Nebel-Wetter und
Kälte ins Thal getrieben worden. Ende des Monats wan-
dern wir nach Bozen, schicken Heini nach Wien, machen
vielleicht noch einen Ausflug nach Martino; reisen
dann nach München und denken Mitte September in Wien zu
sein. Neulich hat uns von Gossensass aus mein Bruder
Julius sammt Familie besucht; entpuppte sich bei die-
ser Gelegenheit als skeptischer Betrachter von Röntgen-
bildern - wie er mir auch schon vorher, als Antwort
auf mein Eingeständnis, dass ich mich in Ihrem Röntgen-
gemälde nicht auskennte, erwidert hatte „Das geht uns
allen so (Uns-Uns Aerzten.- Umso mehr bin ich auf Ih¬
re subjektiven Berichte gespannt.-
Mein sogenanntes Stück hab ich noch einmal angefangen;
es geht langs am vorwärts, und die Wahrheit zu sagen
nicht so, wie ich wünschte. Hingegen befindet sich seit
14 Tagen Raoul Auernheimer hier, schreibt ein Lustspiel
mit einer Bassermann Rolle, wird demnächst fertig und
hat mich bescheiden gebeten Sie zu fragen, ob er's Ih-
nen schicken dürfte? Ich nehme an Sie sagen ja und er
hoffen sich hiemit das Oktoberkassen-Stück zu gewin¬
nen, das ich Ihnen wie alles übrige Gute von Herzen
wünsche. Wir denken oft und gerne an die schönen Plau¬
derstunden auf mehr oder minder schattigen Bänken, mehr