B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 27

28.3.09.
ein paar Wochen (etwa bis zur Hälfte der Zeit) anhal-
ten dürften. Keine wegs möcht ich sie jetzt auf länge-
re Zeit allein lassen. Endlich wollen wir Ende Mai
sowieso da hinunter - ob wir uns dann in Seis für län-
geren Aufenthalt ansiedeln, steht noch nicht fest; es
wäre denkbar, dass wir uns doch zu einem Wien nähern
Ort, etwa Reichenau, entschliessen. Wann fangen Sie denn
an den guten Wienern Ihre Komödien vorzuspielen? -
Auch ich hab eine Grippe gehabt, mir fiel es aber darum
nicht ein, eine concordia-Vorlesung abzusagen. Gern
möcht ich wissen, ob, resp. wie lang Sie den Kainz
im nächsten Jahre haben werden?
Unbegreiflich, dass Sie Meran nicht mögen, Wir träumen
manchmal davon, uns dort dauernd anzusiedeln. Wie über-
haupt die hiesigen Wohnungs-und Klima-Verhältnisse...
Ich bin diesen Brutalitäten des Daseins nicht gewach-
sen, sagte Cavaillet und Flers und Aréne
Herzlichst mit Grüssen von uns allen Ihr
78 Wien, 13.6.1909.
Lieber Freund, die Comtesse Mizzi mit Anatol-Stückeln
zusammen zu geben, halt ich für keine sehr glückliche
Idee; da empfiehlt sich fast mehr ein Anatol-Cyklus
an sich oder für sich (oder für mich), wie ihn Prag
mit Glück (ich glaube 6-7 mal) versucht hat und wie
ihn heuer das Volkst heater in Wien - mit dem Loris-
Prolog - versuchen will. Ob sich dergleichen auch
fürs lessing Theater eignen könnte, wag ich nicht zu
behaupten. Gelegentlich, mit einem sehr glänzenden
Anatol. (Wissen Sie vielleicht, dass Mitterwurzer den
Anatol - auch im lessingtheater bei Blumenthal - fünf
Einakter hätte spielen sollen (auch mit dem Prolog
von Hugo) was nur durch seinen Tod vereitelt wurde? J-
Also für die Comtesse wollen wir eine passende Beglei-
tung abwarten. Schade dass sich die in Wien so bewähr-
te Zusammenstellung sich bei Ihnen a priori verbietet.
Ein kurzer Dreiakter, von Shaw oder einem sehr guten
Franzosen schiene mir die beste Wahl. Aber woher neh-