B15: Thimig, Hugo, Seite 23

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bevor ich im Irrenhause enden muß.
Auf Grund meiner wahrheitsgefreuen Ausführungen, ferner
wegen der Zukunft meiner hilf- u. mutterlosen Kinder bitte
ich die sehr geehrte Direktion des Burgtheaters vor allem den
„Salzburger Bahnhof“ weg zu lassen, im Einvernehmen des über
uns ungeführten Herrn Autors Streichungen vorzunehmen u.
zu dem Zwecke das Stück bis auf weiteres abzusetzen. Zumal
mit uns auch unsere in Oesterrich in geachteten Lebensstellungen
stehenden Verwandten in peinliche Schande mit hineingerissen werden,
unsäglich traurig für jene Angehörige, die zurzeit auf den Schlacht¬
feldern bluten u. sterben! Ohmm Sie auch der toten Mutter
am Meinchener Ostprarhof, auf deren Grabeshügel ich mit den Trichtern
vorgestern den sechsten Allerseelenkranz legte u. ein stilles Unterunser
betete, ihre einsame Gratesruhe in der fremden Stadt.
Mit meinen Ausführungen will ich natürlich der geehrten Spielleitung
durchaus nicht nahe treten, Sie konnten von der Sache bisher nichts wissen
nur
Ich bitte, neu tümlich, Herrn Schnitzler in meine Luwunds-Z. Einsicht nehmen
zu lassen, über den Inhalt d. Briefes könnte er sich am Ende beleidigt fühlen.
Sollten Sie mit jemanden von der „N. Fr. Presse“ Fühlung haben, so wurden
Sie uns zu Dank verpflichten, wenn Sie diesem die Zeuge. Abschriften
für Herrn Sr Benedikt übergeben würden. Bitte tuen Sie einer unschuldig¬
schwer bedrängten Familie die Gefälligkeit. Unser Gotte, der die deutschen
Waffen signet, wird es Ihnen lohnen! E damit auch die Wiener literale
weiter
Presse keine unrächtigen „Witze bringt.)
Wegen der Schlüssel-Tendenz hat sich ja auch in einem Teil der
österreich, u. deutschen Presse eine starke Oposition gebildet gegen
des neue Stück.
* er wurde mir meine „Anmaßung“ publizistisch heimzahlen.
zum Beweise unserer vollen Anständigkeit möchte ich
schließlich noch erwähnen, daß uns gegen die journalistisch
krankhaften Verfolgungen (sadistische Ggsterie, an die
mittelalterlichen Grausamkeiten erinnerend) ohne unser
Ersuchen verschiedene hochstehende Personen in Schutz ge¬
nommen haben. Ich erwähne Dr Sylvester, (gegen das Annah¬
Prangerstellen) Oberbürgerm. v. München Dr. Borscht
(bezeichnete es als "Roheit u. deutsche Kulturschände")
der München. Vordinal (Spekulation auf die niedrigsten
Instinkte der Massen“) und mehre Korporationen:
die – Türschützvereine u. Vereine gegen Virisektion.
In Zeitungswitzen u. Ogeretten wurden wir auch
als herabgekommene Leute hingestellt, das ist über in
keiner Richtung der Fall. Ich habe das von meinen
Eltern ernthe Vermögen, so lange ich gesund war,
durch geschriftliche Tätigkeit Handlungsgeschäft mit
nordenähr. u. schles. Linnen- u. Baumerkwaren) und durch
Bauunternehmungen fast verdreifacht, besitze in
meinen 59. Lebensjahre nebst den 3 lastenfreien Häusern
Wertpapiere in der Deutschen Bank, alles ehrlich für
die Kinder zusammen gespart. Auch die verstorbene
Mutter war tüchtige Geschäftsfrau u. hat die Hauswirt¬
schaft bestens in Ordnung gehalten. Gesellschaftskreise
wie in „Komödie der Worte“ Schminke, Puder u. sonstiger
undeutscher Überkulturdreck, Proversitäten nach
freundländischer Art (Meuchen-Schwatinger-Milieu) sind
u. waren uns ganz unbekannte Dinge.