B121: Fischer, Salomo_1924–1927 Arthur Schnitzler an SF Durchschläge, Seite 33

Wie lange zeit müsste denn vom Imprimatur
bis zur Fertigstellung des Buches gerechnet
werden?
Dass die Autoren unentwegt ihren Res-
pekt vor den Paragraphen des Tarifvertrags
festhalten wollen, der von den Direktionen un-
unterbrochen und oft in der leichtfertigsten
Weise verletzt wird, werde ich nie und nimmer
begreifen. Ist der Autor nicht berechtig
carantie zu verlangen, so müsste zum mindesten
sofort die Inhibierung der Aufführung erfol-
gen,wenn nicht Abend für Abend, oder wenig-
stens Woche für Woche die Tantiene abgelie-
Tert wird. Ich weiss, dass auch die Theater-
geschäfte jetzt miserabel gehen, aber es ist
wahrhaftig die geringste Forderung, die der
Autor an eine Direktion zu stellen hätte
dass das ihm gehörige Zehntel der Abendeinnah-
me für ihn reserviert und nicht sozusagen
automatisch unterschlagen werde, was ja jetzt
die pegel zu sein scheint.
Mit wirklichem Bedauern ersehe ich
aus dem letzten Brief von Leo Grainer, dass er
aus Ihrem Verlage ausscheiden wird. Ich werde
noch Gelegenheit nehmen Ihm auf direktem Wege
für die Mühe, Liebenswürdi, keit und Gduld zu
danken, die er mir gegenüber stets an den Tag
gelegt hat, doch zweifle ich nicht, dass ich
mich auch mit Herrn Dr.Maril aufs Beste ver-
stehen worde.
Mit herzlichem Gruss
Ihr
Herrn S.Fischer,Verlag,
Berlin.
mme
17. 7.1924.
Fischer
Lieber Freund.
Die Hovelle wird in allerspätes teng
acht Tagen In Ihren Händen sein.So dass also
technisch, wenn sie überhaupt Platz haben, ein
erscheinen im Oktoberhoft der Neuen mundschau
ehneweiteres möglich sein würde. Die Buchaus-
gabe würde dann Ihrem wunsch entsprechend kei-
neswegs vor Anfang Dezember ausgegeben wer-
Nicht viel später als die Novelle
den.
wird auch das Stück bei Ihnen eintreffen. Ich
möchte jedenfalls auch noch den umbruch zu
sehen bekommen, was ja wohl innerhalb spätestem
14 Tagen nach Eintreffen meiner Korrektur
bei Ihnen zu ermöglichen sein wird und das
Buch kann dann Anfang Dezember fertig sein.
In einigem Gegensatz zu Ihrer Meinung halte
ich es für ziemlich zwecklos den gühnen Exempla
re vor einer Uraufführung im Burgtheater über-
haupt zugänglich zu machen. Ich halte es für
unwahrscheinlich, dass eine deutsche Bühne
(vielbeicht von 3 oder 4 abgesehen -welche?“
dieses schwer spielbare personenreiche Komödie
vor einem entschiedenen erfolg in wien oder
Berlin fest mit Vorschuss zu erwerben geneigt
sein wird. Wir haben ja schon einige Erfahrung
in dieser Hinsicht. Mittleran Theatern Stücke
dieser Art unter den heutigen Verhältnissen
sozusagen zur Ansicht zu schicken xxx lohnt
kaum das Postporto. In diesem Moment wüsst
ich übrigens auch kaum, welche Berliner Bühne
für dieses Stück überhaupt in Betracht käme
Auch die Besetzung am Burgtheater macht erheb-
liche Schwierigkeiten.
Herr Paulm Barnay hat mir wegen des
„Reigen“ telegraphiert. Gegen eine vor der