A53: Der Geist im Wort und der Geist in der Tat, Seite 10

Ebenso hat es seine Bedeutung, daß Priester
und Pfaffe, wenn auch durch die unüber¬
schreitbare Linie getrennt, daß auch Philo¬
soph und Sophist einander näherstehen, als
Staatsmann einer- und Politiker anderer¬
seits, Historiker einer- und Journalist an¬
dererseits — und daß am weitesten voneinander
entfernt Literat und Dichter stehen.
Vom Dichter, also von der Spitze des oberen
Dreiecks, führt eine imaginäre Linie über
den Propheten zu Gott; vom Literaten
also von der Spitze des unteren Dreiecks, eine
Linie über den Tückehold zum Teufel.
Der Prophet ebenso wie der Tückehold (Böse-
wicht, für dessen niedere Erscheinungsformen
banalere Bezeichnungen, wie Gamin oder Laus¬
bub sich darbieten) stehen zum Diogramm „Der
Geist in der Tat“ in derselben Beziehung wie
zum Diogramm „Der Geist im Wort“.
Die Repräsentanten dieser Typen, Prophet
und Tückehold, entfalten ihr Wesen häufig
genug in den Bezirken des Wahns. Und so
wie der Prophet als Visionär und manchmal
als Besessener wirkt, erscheint der Tückehold
nicht selten (insbesondere über dem Diogramm
Auflicht
der Tat) als „Bösewicht“,
Für Gott und Teufel gibt es natürlich
keine Repräsentanten mehr, sie können auch
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nicht mehr als Typen gelten. Sie sind höchsté
Pap
Begriffe, sind Ideen, denen es versagt ist, in
irdischer Erscheinung aufzutreten.
e Reveswegs
Es gibt eine Reihe von ethischen Begriffen,
die nur innerhalb des positiven, eine Reihe an-
derer, die nur innerhalb des negativen Drei-
ecks Geltung, Sinn und Realität gewinnen. Die
einzelnen Glieder dieser Reihen, der positiven
einer-, der negativen andererseits, stehen gerade-
so wie die positiven und die negativen Typen in
einem unüberbrückbaren Gegensatz zu¬
einander.
Das positive Dreieck stellt das Reich der
Wahrheit, das negative das der Lüge dar.
In gleicher Weise stehen einander gegen-
über die Begriffe Dämonie und Satanie, Alt-
ruismus und Egoismus, Opferwilligkeit und
Herzensträgheit, Erlebnis und Neusation, Weg
und Karriere, Folge und Erfolg, Humor und
Witz, Sachlichkeit und Opportunismus, Stolz
und Überheblichkeit, Verantwortungsgefühl und
Leichtfertigkeit und andere mehr.
Doch ist natürlich nicht bei jedem Re¬
präsentanten des positive Typus eine Affi-
nität zu allen für das positive Gebiet charakte-
ristischen ethischen Begriffen; — nicht bei
jedem Repräsentanten des negativen Typus
eine Affinität zu allen für das negative Ge-