A62: Medizinische Schriften, Seite 58

Med. Krit.
Kock), halte ich die Letzteren (Zola, Strindberg
Krogh, Garborg) doch für noch gefährlicher,
nicht so sehr an und für sich, als vielmehr
deshalb, weil ihre Anhänger sich eines gros-
sen Teils der literarischen vritik in der
periodischen Presse bemächtigt haben und nun
derartige Machwerke und die darin enthaltene
Weltanschauung als etwas Vortreffliches und
Nachahmungswertes ausposaunen. Etwas Aehnli-
ches las man über erstgenannte Autoren in mei-
ner Jugend niemals, im Gegenteil machte es sich
damals die Zeitungspresse zur Aufgabe,bei pas-
sonder Gelegenheit ihr abweisendes Urteil da-
rüber ausz usprechen... u.s.f.
Nun darf ja Dr. Ribbing zweifellos
sagen: „Diese Bücher gefallen mir nicht
aber
um es ruhig in der zweiten Vorlesung über
sexuelle Hygiene und ihre ethischen konsequen
zen auszusprechen.Zola,Strindberg etc. produ¬
zieren Machwerke, dazu gehört eine Kühnheit
welche uns in dem künstlerischen Verständnis
des Verfassers keine genügende Begründung zu
finden scheint. Im Uebrigen vergleiche man doch
einmal die verschiedenen Autoren,die Ribbing
in Beziehung bringt - man lese Boccaccio,Casa
nova,Faublas, Paul de Kock - und dann Zola,
Strindberg,ïxx Krohg, Garborg - und man wird
sehen, wie verschieden sich bei diesen beiden
Schriftstellergruppen der Geschlechtsgedanke
(wenn uns der Ausdruck verstattet ist) gestal
tet. Während bei den Erstgenannten eine naive
Lüsternheit in künstlerischer Form auftritt
und einüsser Leichtsinn frivol und abenteuer-
lich waltet, treten uns die Anderen mit einem
düsteren Ernst entgegen, der selbst das Verle
ckende in ihren Schriften mit einem schweren
Schatten überdeckt. Man vergleiche doch einmal
die Liebeständeleien, von denen uns Boccaccio,
Paul de Kock und Faublas erzählen,mit den Ver-