A62: Medizinische Schriften, Seite 213

Ectropium
Unter Eitropium versteht man die Auswärtskehrung des
Lides, zustande gekommen durch Muskelwirkung mit Dispo¬
ninenden Momenten, Verlängerung des Lidrandes, Erweichung
des Parsus, eventuelle starke Schwellung der Comunctiva.
Man unterscheidet wahre und falsche Ectropien.
Zu den Ersteren gehören:
1) Ectropium luxurians oder sarcomatosum,
2) Ectropium senile
3) Ectropium acutum
4. Eitropium bei abnormer Füllung der Obita¬
ad 19. Extr. luxurians od. sarcomatosum. Der Grundpraess ist
eine Lypertrophirende Bindehautentzündung, welche aber nicht
auf die Bindelaut beschränkt geblieben ist, sondern auch auf den
Lidrand und Tarsus übergegriffen hat, so daß es zu einer Ver¬
längerung des Lidrandes und Erweichung des Tarsus gekommen
ist.
ad 2) Echepium senile infolge regressiver Metamorphose
der einzelnen Lidbestandtheile oder Erscheinungen von 1.
ad 3.) Ectropium acutum. Wenn bei einem acut entzund¬
lichen Process der Bindesaut infolge der Schwellung der Con¬
umctiva rasch an Volumen zummert, so findet sie in dem
zwischen Bulbus und Lidbefindlichen Raume nicht mehr
Platz, und durch die Contraction des Muskels wird die ge¬
schwellte Comiunctiva aus der Lüschalte herausgedrängt, bis¬
weilen sogar förmlich abgeschnürt, z. B. bei acuter Blenorrhoe
und Blenorrhola neonatorum.
ad 4.) Bei dem Eckopium bei abnormer Füllung der Arbita
ist also die Muskelwirkung erst in zweiter Linie zu beachten.
Sie bilden den Übergang zu den falschen Ectropien:
1) Ectropium cicatriceum
2) Eträpium bei ulcerizenden Processen der Bindehaus od. Curis.
3) Ectropium paralyticum
adt E. cicatriceum entsteht durch Contraction von Narben, welche
in der Nachbarschaft des Lides liegen, eventuell einen Theil des
Lides einnehmen und meist mit dem Knochen in Verbindung
stehen (Caries und Necrose des Debitalrandes) Lugus, Verbrennung,
Veratzung, nach Var etc., nach Wullosem Erysigel, Pustula malgea
und Exstirpation von Sumoren. Verkürzung der Haut, Wangen
und Lider durch alte eczematöse Processe meistens nach langer
Blepharitis; besteht auch durch lange Zeit ein Eigem der Lidhaut
infolge von Thränenträufeln bei Eczem, so kommt es zur Bildung
von Excorationen und Narben, es kommt zu einer Auswärtskehrung
der Conuinctiva, das ist also kein eigentliches Extripium, sondern
Herausziehung der Coniunctiver durch Narben in der Haut. Hier
kommt es zu Offenbleiben der Lidschalte, zu einem Lagophtal¬
mus mechanicus. Deine Ectropium paralyticum haben
wir bloß ein Herabsinken des Lides.
Bei Echopium luxurians und senile kommtes zu Befinderung
der Thränenleitung, infolge dessen Thränenträufeln mit Eigem,
Excoriation und Schrumpfung der Haut. Bei Echopium cicatrice.
um und parœlyticum zu Lagophtalmos, zur Bildung von
zerotischen Fornhautgeschwüren, selbst bis zum Panophtalmitis
Der geringste Grad eines Echopiums wäre eine Eversion der Thra¬
nenchunkte.
Behandlung
Bei der Behandlung eines jeden Eltropums muss das ursäch¬
liche Moment berücksichtigt werden, man muss sich nicht denken,