A98: Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 35

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Graf. Aber mir hättest du's doch sagen können.
Graf. Dein Sohn? Du hast einen Sohn?
Ich versteh's wirklich nicht, daß du.... Na geh, es ist
Fürst. Ja.
wirklich nicht schön.
Graf. Na, da hört sich doch... Einen jungen
Fürst. Ich hab warten wollen, wie sich der Bursch
Herrn hast du, der dein Sohn ist? Oder vielmehr, einen
entwickelt. Man kann ja nie wissen...
Sohn, der ein junger Herr ist? Wie alt ist er denn?
Graf. Na ja, bei einer gemischten Abstammung...
Fürst. Siebzehn Jahre.
Aber jetzt scheinst du beruhigt?
Graf. Siebzehn! Und das sagt er mir erst jetzt!
Fürst. Ja. Er ist ein Prachtkerl.
Nein, Egon... Egon! Ja, sag' mir... Siebzehn
Graf (umarmt ihn wieder). Also, wo hat er denn
Jahr.... Du! da hat ja deine Frau noch gelebt...
bis jetzt gelebt?
Fürst. Ja. Meine Frau hat damals noch gelebt.
Fürst. In den ersten Jahren ziemlich weit von
Man wird manchmal in merkwürdige Affairen hinein-
Wien. In Tirol.
gerissen, lieber Arpad.
Graf. Bei Bauern?
Graf. Ja, meiner Seel, das muß schon wahr sein!
Fürst. Bei einem kleinen Gutsbesitzer. Die ersten
Fürst. Und da hat man eben eines Tages einen
Schulen hat er dann in Innsbruck besucht. Und in den
siebzehnjährigen Sohn, mit dem man auf Reisen geht.
letzten Jahren hab ich ihn in Krems. im Gymnasium
Graf. Also mit ihm fahrst du fort?
gehabt.
Fürst. Ich bin so frei.
Graf. Also du hast ihn manchmal besucht?
Graf. Nein, ich kann dir gar nicht sagen
Fürst. Natürlich.
(plötzlich
also einen siebzehnjährigen Sohn hat er!...
Graf. Und was glaubt denn er eigentlich?
reicht er ihm die Hand und umarmt ihn). Und wenn ich
Fürst. Bis vor wenigen Tagen hat er eben ge-
fragen darf... die Mutter von deinem Herrn
schon
glaubt, daß er keine Eltern mehr hat; auch keinen Vater.
... wieso... weil du schon einmal ang'sangen
Sohn
Und daß ich ein Freund seines verstorbenen Vaters ge¬
hast zu erzählen
Fürst. Die Mutter ist längst tot. Ein paar Wochen
wesen bin.
Komtesse (auf dem Balkon). Guten Tag, Fürst
nach der Geburt gestorben. Ein blutjunges Geschöpf.
Egon.
Graf. Aus dem Volk?
Fürst. Guten Tag, Mizzi.
Fürst. Ja, natürlich. Aber ein charmantes Wesen.
Graf. Na, willst nicht ein bissel herunterkommen?
En
Na, ich erzähl' dir schon noch einmal ausführlich.
Komtesse. Wenn man nicht stört.... (Sie ver-
gut ich mich eben selbst noch daran erinnern kann. Es
war wie ein Traum, die ganze Geschichte. Wenn der
schwindet.)
Graf. Also, was sagen wir denn der Mizzi?
Bub nicht da wäre...
Fürst. Ich möcht' das natürlich gern dir über-
Graf. Also das sagt er mir erst jetzt! Erst heut’,
lassen ; aber da ich den Buben doch adoptiere und er
knapp bevor der Bursch zu Besuch kommt.
wahrscheinlich schon in wenigen Tagen durch einen
Fürst. Man kann nie wissen, wie so was auf-
Gnadenakt Seiner Majestät meinen Namen tragen wird....
genommen wird.
Graf (erstaunt). Wie?
Graf. Aber geh. Aufg’nommen! Hast vielleicht ge-
Fürst.... ist es wohl das Beste, wir sagen der
glaubt.... Ich bin doch auch ein bißl ein Psycholog.
Mizzi gleich die Wahrheit.
Das ist nun ein Freund
Graf. Natürlich, natürlich. warum denn auch
Fürst. Kein Mensch hat es gewußt, kein Mensch
nicht? Und wo du ihn sogar adoptierst.... Es ist doch
auf der ganzen Welt.