B17: Brandes, Georg 17 (1) Brandes an Schnitzler, Seite 38

Kopenhagen, Goethes Geburtstag�1926.
Brandes.
Verehrter Freund.
Seit April 1925 hab ich Sie nicht gesehen, und es ist mir,
als sah ich Sie gestern. So lebhaft stehen Sie mir vor Augen. Seitdem
haben Sie eine weite Reise nach den canarischen Inseln gemacht, sich
freundlich meiner erinnert, mir die sonderbar tiefsinnige Traumnovelle
zugesandt, vermutlich noch anderes hervorgebracht. Ich bitte nur, mich
nicht- zu vergessen; ich war in Karlsbad, Prag, Schandau, meiner Ge-
sundheit halber, und bin nicht krank, arbeite weiter mit Forschungen
über Petrus und Paulus. Ueber Petrus erschien vor langer Zeit ein
Büchlein, aber da mein Verleger in Berlin bankerott ist, wurde es
nicht deutsch publiziert.- Es war schön, dass ich in Wien Ihr Gast
sein durfte. Ihre junge W Tochter war Schmuck des Hauses. - Ich bitte
gelegentlich Beer-Hofmann und seine Gemahlin sehr herzlich von mir zu
grüssen.- Ich weiss nicht, ob Sie Zeit zum Lesen haben. Sonst würde
ich Ihnen Kyra Kyralina von dem Rumänen Panit Istrati empfehlen. Er
schreibt französisch und hat grosse Frische.
Ihr getreuer Freund

Brandes.
30.12
Kopenhager
Hochverehrter Herr Dr.Schnitzler.
In dankbarer Erinnerung schöner Stunden in Ihrem
gastfreundlichen Hause sende ich Ihnen die herzlichsten Glückwünsche
für das neue Jahr.
saken.
Ihre ergebene.
Gertrud Rung.
sind alle sehr fein
e Stücke
gut und logisch ge-