B17: Brandes, Georg 17 (1) Brandes an Schnitzler, Seite 67

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Kopenhagen, 19. Dez. 1917
Kopenhagen, 18. Sept. 18.
Verehrter, lieber Freund.
Lieber, v. Niemand ist treu und liebenswürdig wie Sie. Obwohl ich nie
in der Lage bin, Vergelt zu üben, senden Sie mir fortwährend Ihre Er-
zählungen und Schauspiele, diexxx mir so viel Freude bereiten. Nun das
letzte Mal Fink und Fliederbusch, ein heiteres Stück in trauriger Zeit,
nicht ohne satirischen Stachel, aber dennoch human. Ein Franzose sagte:
"L'age mûr méprise avec tolérance."
Wäre ich so glücklich all das was ich geschrieben haben, seit
wir uns sahen, würde es eine stattliche Reihe Bücher ausmachen, nicht
weniger als 7 schwere Bände. Mein Buch über den Weltkrieg erreicht in
diesen Tagen hier die vierte Ausgabe, hat in Nordamerika zwei. Die
Bückereiber Goethe, über Voltaire u.s.w. sind gut gegangen. Ein Buch,
worin ich meinen letzten Essays und Reden gesammelt habe, war in nur
14 Tage ausverkauft. Seit April bin ich damit beschäftigt, eine grosse
Maschine über meinen vergötterten Gajus Julius Cäsar zu fabrizieren,
wird wohl auch ein paar? Bände werden. Der Stoff ist s ehr umfangreich,
römisches Leben von ca. 120 bis c. 40, aber er fesselt mich sehr. Bin
ich doch kein Erfinder, nur ein enthusiastischer Forscher. Ich hoffe,
dass es Ihnen und den Ihrigen, auch unseren wenigen gemeinsamen Freunden
wohl geht. an einem anderen Theater, gespielt werden. Man hat hier
leider immer weniger KunstversChad; desh weiden Sie geschätzt; nur
sagt unsere unglaublich fdictisch Georg Brandes.seien von Peter Man-
sen beeinflusst. Ich glaube. Sie schrieben, bevor Sie seinen Namen xxx
hört hatten. Und wo wäre die Aehnlichkeit!
Hausens Tod war die Veranlassung Ihres guten Briefes. Dieser
Tod hat mich tief ergriffen, so tief, dass es minist, als lebte er
noch. Mir gegenüber ein sonderbarer Mensch. Breissig Jahre hat er mich
gekannt, und in 25 mir nie näher getreten. In seinen beiden Ehen war
ich nie in sein Haus getreten, ich habe nicht einmal in einem flüchti-
Kopenhagen, 18. Sept. 18.
Lieber, verehrter Freund.
Mein Trieb war, augenblicklich einen so herzlichen Brief zu
beantworten. Es war mir nicht möglich Zeit zu finden. Endlich nach
anderthalb Jahren Arbeit sind die zwei Bände über Cäsar, der erste von
500, der andere von 600 Seiten grossen Formats, vollendet, und ich
kann au fatmen.
raurig, die
seiner Kräfte x
Erinnern Sie sich einmal vor Jahren, es war eben an Ihrem
Geburtstag und Sie waren so freudlich gewesen, mich zu Tisch einzu-
lasen; ich sagte: Sie sind gerade 20 Jahre jünger als ich; Sie ant-
worteten: Und wir beabsichtigen auch ferner diese Distanz von einan-
der zu halten.- So ist es gegangen. Die Distanz ist geblieben, eine
seelische Entfernung nicht eingetreten.
Ich habe Sie nie vergessen, mich immer mit Ihnen beschäftigt,
und auch Sie gedenken freundlich meiner, obwohl wir uns nur selten
sahen.
würdigkeit aufgesucht zu werden. Von
G.H.F.P.
den als Sehe
Hier hat man in der voigen Saison versucht, zwei Ihrer
Stücke zu spielen, ich sah das eine, das Stück über den Schauspieler,
das sehr gefiel und nicht übel gegeben wurde. Jetzt wird wieder etwas
von Ihnen, an einem anderen Theater, gespielt werden. Man hat hier
leider immer weniger Kunstverstand; doch werden Sie geschätzt; nur
sagt unsere unglaublich idiotische Kritik, Sie seien von Peter Man-
sen beeinflusst. Ich glaube, Sie schrieben, bevor Sie seinen Namen ge-
hört hatten. Und wo wäre die Aehnlichkeit!
Hausens Tod war die Veranlassung Ihres guten Briefes. Dieser
Tod hat mich tief ergriffen, so tief, dass es mirist, als lebte er
noch. Mir gegenüber ein sonderbarer Mensch. Breissig Jahre hat er mich
gekannt, und in 25 mir nie näher getreten. In seinen beiden Ehen war
ich nie in sein Haus getreten, ich habe nicht einmal in einem flüchti-
Georg Braades.
Ihr Freund