A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 10

VINCENZ. Guten Morgen, Hochwürden.
JOSEFA saß so, daß sie den Kaplan nicht kommen seben
konnte, wendet den Kopf. Guten Morgen.
KAPLAN im Weitergeben. Das wird heut wieder ein
wundervoller Tag.
VINCENZ. Schon ein biss’l gar zu wundervoll.
KAPIAN. Und Sie müssen auch heute in die glüh¬
heiße Stadt hinein, Herr Professor?
VINCENZ. Das geht schon nicht anders. Aber
wollen Sie nicht einen Moment hereinspazieren, Hoch¬
würden?
KAPIAN. Wenn’s erlaubt ist. In den Garten, reicht
beiden die Hand.
JOSEFA. Wo kommen Hochwürden denn heute
schon her?
KAPLAN. Ich war oben beim Hofrat Fallenböck
in der Villa.
VINCENZ. Geht’s ihm wieder schlechter, dem
alten Herrn?
KAPLAN. Immer im gleichen. Aber er verlangt
in der letzten Zeit öfters nach mir.
JOSEFA. Ist er vielleicht fromm geworden auf
seine alten Tage?
KAPLAN. Meine Besuche sind, wenn ich so sagen
darf, vorläufig mehr freundschaftlicher als amtlicher
Natur. Zu Josefa. Fromm kann man den Hofrat eigent¬
lich nicht nennen, eher — in einem gewissen höheren
Sinn — neugierig.
JOSEFA. Daß Hochwürden nur nichts ausplau-
schen am End'. So was spricht sich dann herum.
VINCENZ mabnend. Josefa!
JOSEFA. Berufsgeheimnisse gibt’s überall. Auch
bei Bildhauern. — Zu Vincenz. Was?
KAPIAN. Was macht denn die Arbeit, Herr Pro-
fessor, wenn man fragen darf?
VINCENZ. Ich danke, es geht.
KAPLAN. Die Frau Professor hat mir erzählt, Sie
machen jetzt eine große Skulptur für ein Theater in
Deutschland?
Fischer-Vorlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
1. Fahnonkorr. am 19. 8. 29
Bibliographisches Institut, Leipzig