A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 29

EDUARD. Aha, so wie der vom vorigen Jahr. Der
war übrigens viel fescher.
JOSEFA immer mit der Handarbeit beschäftigt. Kümmer
dich nicht um Sachen, die dich nichts angehen. Schau
lieber, daß du bei der Nachprüfung nicht durchfallst.
EDUARD acbselzuckend. Die überflüssige Plackerei
ich werd' ja doch nicht auf die Universität gehen.
JOSEFA. Sag' so was nur nicht vor dem Vater.
EDUARD. Der Vater hat auch keine Matura ge
macht und ist ein berühmter Mann geworden und Pro-
fessor dazu.
JOSEFA. Dein Vater ist ein Bildhauer, ein Künst-
ler, dazu braucht man kein Griechisch können.
EDUARD. Ich kann ja auch ein Künstler werden.
JOSEFA. Geh! Was denn für einer?
EDUARD. Schauspieler.
JOSEFA. Dummer Bub.
GUSTI erwacht, sitzt aufrecht in der Hängematte. Habe
die Ehre, die Herrschaften.
JOSEFA leichtbin scherzend. Guten Morgen.
GUSTI. Nein, was ich zusammengeträumt hab'!
EDUARD mebr für sich. Alleweil träumt s’.
JOSEFA zerstreut. Was hat dir denn geträumt?
GUSTI. Von einem Luftballon. Von einem riesigen
roten Ballon. Und die Welt hat von oben ausgesehen
wie eine Landkarte.
EDUARD. Warst du in einer Gondel?
GUSTI. Nein, ich hab' mich angehalten.
EDUARD. Wie kann man sich denn an einem Bal-
lon anhalten?
GUSTI. An einem Seil natürlich. Ich bin immer
hin und her gebaumelt in der Luft.
EDUARD. Und hast gar keine Angst gehabt —?
GUSTI. Dummer Bub.
JOSEFA. Ja, sag's ihm nur, mir glaubt er’s nicht.
GUSTI ist indes von der Hängematte berunter, in weiß-rot-
getupftem Leinenkleid, um den Hals einen weißen Seidenschal.
Schwül ist es wieder. Es wär' schon gut, wenn einmal
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
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I. Fahnenkorrektur am 20. 8. 29
Bibliographisches Institut, Leipzig