A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 52

gendwoher, so laufen sie ins Wetter, in die Nacht
und ins Leben hinaus — und man bleibt allein.
KAPLAN läcbelnd, als verstünde er erst jetzt ganz. Nicht
für lange.— Sie werden beide recht bald zurückkommen
- Eduard und der Herr Professor.
JOSEFA. Und werden beide nicht da sein.
KAPLAN nach einer Pause, bewegt, beinabe herzlieb. Glauben
Sie nicht, Frau Josefa, daß ich nicht fähig wäre, Stim-
mungen solcher Art durchaus zu verstehen. Das Leben
ist ja nicht einfach. Was sieht und hört man nicht alles
auch hier in diesem weltabgeschiedenen Nest. Was
vertrauen die Menschen nicht alles dem Priester an
und begreifen ihre Regungen manchmal selber nicht,
nehmen sie bald zu leicht und oft zu schwer. Aber es
tut ihnen wohl, ja, es befreit sie manchmal, daß sie sich
ausgesprochen, daß sie gebeichtet haben. Und wenn
es auch nicht gerade Ihre Absicht war, Frau Josefa
ich habe jetzt doch von Ihnen eine Beichte gehört, eine
Art von Beichte, sagen wir. Jeder ist fromm auf seine
Weise — ob er will oder nicht, hätt' ich bald gesagt.
Und glauben Sie mir, liebe Frau Josefa — morgen wird
Ihre unruhvolle Stimmung — an der ich leider auch
mir einige Schuld zumessen muß —, morgen wird sie
wieder vorbei sein.
JOSEFA. Ja, das wird sie, gewiß. Und man wird
sich wieder belügen, sich und die andern dazu.
KAPLAN betroffen, will etwas erwidern, besinnt sieb dann,
wieder in fremdem Ton. Es ist nun Zeit, daß ich gehe, Frau Jo-
sefa. Meine Pflicht ruft mich anderswohin. Gute Nacht.
Wendet sich zum Geben.
JOSEFA. Und wenn ich Hochwürden das alles in
einer wirklichen Beichte gesagt hätte — würden Sie
auch dann — fliehen?
Und Ihre
KAPLAN ernst. Es ist keine Flucht.
Worte waren keine Beichte und wollten keine sein, Frau
Josefa. Stärber. Ihre Worte gingen nicht
nicht um Absolution war
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
1. Fahnenkorr. am 21. 8. 29
Bibliographisches Institut, Leipzig