A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 53

JOSFFA. Gewiß nicht, Hochwürden. Nur-um
Iständnis Zu einem Freund glaubt' ich sprechen zu
dürfen.
KAPLAN. Ich bin Priester, Frau Josefa.
JOSEFA. Doch auch ein Mensch wie andere.
KAPLAN. Sie müssen mir das nicht sagen, Frau
Josefa. Wir alle sind es. Fehlbare, sündige Menschen.
Ich fühle mich keineswegs erhaben über andere in mei¬
nem irdischen Wandel. Nicht höhere Tugenden,
nicht höhere Rechte habe ich mit den Weihen
empfangen, doch höhere Pflichten sind mir auferlegt.
Nicht in des Kirche um und in der Austübung meines
Amtes hab? ich sie zu erfüllen — wie armselig wäre das.
Auch hier und in dieser Stunde sind wir mit Gott, und
Gott st bei uns — Mild. Kommen Sie zur Besinnung,
Frau Josefa. Versuchen Sie Ihre abirrenden Gedanken
wieder auf den richtigen Weg zu leiten.
JOSEFA. Wissen das Hochwürden ganz bestimmt,
welches der richtige Weg ist? Mein rechter Weg?
KAPLAN. Der ist vorgezeichnet, wie nur je einer
war, es ist der Weg einer Gattin, einer Mutter.
JOSEFA einfach. Ich bin auch eine Frau, Hoch-
würden, und ich bin nicht so sicher, ob ich meinen Weg
als Frau so gehe und gegangen bin, wie Gott ihn mir
vorgezeichnet hat.
stark
KAPLAN ### Lassen Sie Gott aus dem Spiel,
Frau Josefa, mit solchen Gedanken hat Gott nichts
zu tun.
JOSEFA. Von wem kommen sie denn als von ihm
Und woher wissen wir denn so genau, welche Gedanken
vom Himmel, welche aux der Hölle und welche aus uns
selber kommen? Und wenn wir beten — wissen wir
denn jedesmal, wohin wir unsere Gebete richten? Ob
der Himmel oder die Hölle sie hören soll?
KAPLAN wie erschrocken. Was wollen Sie damit
sagen, Frau Josefa?
JOSEFA. Es ist nicht alles so einfach, Hoch¬
würden. Sie selbst haben es früher bemerkt. Und wenn
Sie zum Beispiel jetzt für Ihren Bruder beten, wissen
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
1. Fahnenkorr. am 21. 8. 29.
Obliographisches Institut, Leip.