A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 63

GUSTI, JOSEFA.
GUSTI rasch. Wirklich, grad noch im richtigen Mo¬
ment bin ich in die Hütte gekommen. Sonst — ich
glaub’, es hätt’ mich heruntergeschwemmt. Ich bin bei
der Post gewesen, einen Brief aufgeben, und wie ich
herauskomm, hat sich’s grad ein bisserl aufgeheitert —
na, hab' ich mir gedacht, am End' wird’s noch ganz
schön und
JOSEFA läcbelnd abwehrend. Schau, du mußt doch
nicht reden.
GUSTI ein bißehen trotzig. Warum soll ich denn nichts
reden?
JOSEFA läcbelnd. Ich glaub’, es ist besser, du redest
nichts.
GUSTI resigniert. Na ja. — Ich werd' mir übrigens
noch selber geschwind in der Küche einen Kaffee
kochen, leg’ mich auf eine Stund’ hin, und dann — pack’
ich meine Sachen.
JOSEFA. Was ist denn das für ein Unsinn? Du
kannst ruhig heraußen bleiben. Es ist wirklich kein
Grund-
GUSTI etwas trotzig. Es ist ja auch nicht deswegen.
In ein paar Tagen müßte ich ja doch nach Wien. Es
gibt noch so viel zu tun vor der Abreise. Ich kann die
Mutter nicht alles allein machen lassen. Und — was
den Doktor anbelangt — du hast gestern schon recht
gehabt, Tante Josefa, ich werde Schluß machen, noch
ehe ich ins Engagement fahre. Wird g’scheiter sein.
JOSass nickt. Glaub' ich auch.
GUSTI seufzt leicht, dann. Und wenn ich bis halb
zehn nicht auf sein sollte, dann bitte ich-dich; weck’
mich, Tante.
JOSEFA nickt, dann faßt sie Gustis Kopf mit beiden Händen
und küßt sie auf die Stirn.
GUSTI rasch über die Veranda ins Haus.
JOSEFA allein, lächelt, wird dann ernst, Blick zur Man¬
sarde, auf deren Balkon kurz vorber Eduard seinen Rock gebängt bat.
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
1. Fahnenkorr. am 21. 8. 20.
bliographisches Institut, Leipzig