A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 70

FELIX. Ohne Abschied wolltest du fort? Siebt auf.
Ohne Abschied fort auf ewig?
GUSTI nicht obne lronie. Ewig? Du hast doch immer
gesagt, daß du mich besuchen wirst. Daß du mindestens
alle vierzehn Tage oder alle vier Wochen
FELIX rasch. Du weißt sehr gut, daß das unmöglich
ist. Ich hab’ ja einen Beruf. Und wenn ich es auch er¬
möglichen könnte — die Zeit dazwischen, die Tage
und Wochen ohne dich — die ewige Unruhe, die
Angst, die qualvollen Gedanken
GUSTI. An denen bin ich nicht schuld. Das ist nur
deine unglückselige Natur. Wenn du mehr Vertrauen
hättest
FELIX. Vertrauen! Woher soll ich Vertra uen neh-
men? Eine Person, die sich so verstellen kann! Und dort
bin ich nicht bei dir! Versuchungen, Verführungen von
allen Seiten — eine schöne, junge Künstlerin/ Nein,
Gusti, ich ertrag' es nicht, du darfst nicht fort
GUSTI ibn unterbrechend. Anfangen muß man in der
Provinz, das weißt du sehr gut.
FELIX kindisch. Aber wenn ich dir sage, daß ich
ohne dich nicht leben kann — daß ich ohne dich
GUSTI ibn unterbrechend. Das kommt dir heute nui
so vor, daß du ohne mich nicht leben kannst, mir geht’s
ja grad so.— Aber es muß halt sein. Wir haben’s doch
immer gewußt, vom ersten Moment an, Felix. Du
genau so gut wie ich, daß es so kommen wird... Des¬
wegen haben wir uns um nichts weniger gern gehabt
und sind um nichts weniger glücklich gewesen. Viel¬
leicht sogar mehr — als wenn wir an die Ewigkeit ge-
glaubt hätten. Pause.
FELIX. Gusti! Findet keine Worte.
GUSTI näber zu ibm. Es war sehr schön, Felix. Wenn
du mich auch ein biss’l viel sekiert hast. Aber es war
schön, Felix, und ich hab' dich sehr lieb gehabt.
FELIX. Gehabt!!
GUSTI. Ich sag' lieber gleich gehabt... Denn,
schau, Felix, wir wollen doch nicht noch einmal... Es
Fischer-Ver ag. Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
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1. Fahnenkorr. am 22. 8. 29
Bibliographisches Institut in Leipzig