A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 75

JOSEFA. Wir fahr'n mit dir hinein, Gusti.
GUSTI etwas befomdet. Wie?
JOSEFA. Wir sind nämlich von Seiner Exzellenz
zum Essen eingeladen. Und ich bleib vielleicht auch
schon ganz drin, was, Vincenz?
VINCENZ immer befremdeter. Ist denn das dein Ernst?
JOSEFA. Wär' doch das Gescheiteste. Es herbstelt
eigentlich schon sehr.
VINCENZ. Das kann ich nicht finden.
GUSTI. Wir haben gestern ein fürchterliches Ge¬
witter gehabt.
VINCENZ nickt nur.
GUSTI. Drum ist es auch heut so frisch.
VINCENZ. Mir kommt's eher noch ein biss'l
schwül vor.
JOSEFA rasch. Und der Bub könnt' uns morgen
gleich nachkommen. Es ist ja vielleicht ganz gut wegen
der Nachprüfung. Und ich mocht' auch nicht, daß er
mit der Kathi da allein in dem Haus bleibt.
GUSTI. Seine Hochwürden wird schon auf ihn
Obacht geben — und ihm nebstbei in Griechisch helfen.
VINCENZ immer befremdeter, ruft. Eduard!
JOSEFA. Pst, er schlaft noch. Das Wetter hat ihn
nämlich gestern erwischt. Ganz durchnäßt ist er nach
Hause gekommen. Ich hab’ ihn ins Bett gesteckt und
ordentlich schwitzen lassen.
VINCENZ. Er ist doch nicht krank am Ende?
JOSEFA. Keine Spur. Grad früher war ich oben.
Er schlaft wie ein Murmeltier.
VINCENZ. Wie man sieht.
EDUARD erscheint auf dem Balkon der Mansarde. Guten
Morgen, Vater! Sebr im Negligé, verschwindet gleich wieder.
VINCENZ nach einer kleinen Weile, gebt über die Veranda
ins Haus.
JOSEFA rasch zu Gusti. Warum ist denn der Doktor
gar so geschwind wieder weg?
GUSTI. Er hat's in der Zeitung gelesen von meinem
Engagement. Er war so bös, daß ich ihm früher nichts
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
61
1. Fahnenkorr. am 22. 8. 29
Bibliographisches Institut, Leipzig