A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 11

Anrede zu bedienen) so grausam sei die Einladung eines wiederge-
fundenen alten Freundes auszuschlagen, aus dem lächerlichen Grun-
de, weil er heute, und durchaus gerade heute. von Mantua wieder
abreisen müsse. Die befremdete Miene der Wirtin belehrte ihn
sofort, dass diese von Casanovas Ansicht bisher nichts gewusst
hatte, und Casanova hielt es daraufhin für angebracht, zu erklä-
ren, dass er den Reiseplan zwar nur vorgeschützt, um nicht der
Familie des Freundes durch einen so unerwarteten Besuch lästig
zu fallen; tatsächlich aber sei er genötigt, ja verpflichtet,
in den nächsten Tagen eine wichtige schriftstellerische Arbeit
abzuschliessen, wofür er sich keinen geeigneteren Ort wüsste als
diesen vorzüglichen Gasthof, in dem ihm ein kühles und ruhi-
ges Zimmer zur Verfügung stände. Darauf beteuerte Olivo, dass sei-
nem bescheidenen Haus keine grössere Ihre widerfahren könne, als
wenn der Chevalier von Seingalt dort sein Verk zum Abschluss
brächte; die ländliche Abgeschiedenheit könne einem solchen Un-
ternehmen doch nur förderlich sein; an gelehrten Schriften und
Hilfsbüchern, wenn Casanova solcher benötigte, wäre auch kein Man-
gel; da seine, Olivos Nichte, die Tochter seines verstorbenen Stief
bruders, ein junges, aber trotz ihrer Jugend schon höchst gelehr-
tes Mädchen, vor wenigen Wochen mit einer ganzen Kiste voll Bü-
chern bei ihnen eingetroffen sei;- und wenn des Abende gelegent-
lich Gäste erschienen, so brauchte sich der Herr Chevalier wei-
ter nicht um sie zu kümmern; es soi denn, dass ihm nach des Tages