A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 41

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so sehr regiert, als in Verwirrung gebracht werde. Einer solchen
Freiheit des Denkens war Casanova bisher nur selten, bei Frauen,
bei einem jungen Mädchen gar, das gewies noch keine zwanzig Jahre
zählte, war er ihr noch nie begegnet; und nicht ohne Wehmut erin-
nerte er sich, dass sein eigener Geist is vergangenen Tagen, die
schöner waren als die gegenwärtigen, mit einer bewussten und
etwas selbstzufriedenen Kühnheit die gleichen Wege gegangen
war, die er nun Marcolina beschreiten sah, ohne dass diese sich
ihrer Kühnheit überhaupt bewusst zu werden schien. Und ganz hin-
genommen von der Eigenart ihrer Denk- und Ausdrucksweise vergass
er beinahe, dass er an der Seite eines jungen, schönen und höchst
begehrenswerten Wesens einherwandelte, was umso verwunderlicher
war, als er sich mit ihr ganz allein in der nun völlig durchschat-
teten Allee, ziemlich weit von Wohnhaus befand. Plötzlich aber,
sich in einem eben begonnenen Satz unterbrechend, rief Marcolina
lebhaft, ja wie freudig aus!.Da komt mein Oheim!“... Und Casano-
na, als hätte er Versäumtes nachzuholen, flüsterte Maroolinen zu:
„Wie schade. Gar zu gerne hätte ich mich noch stundenlang mit
Ihnen weiter unterhalten, Marcolina!"- Er fühlte selbst, wie wäh-
rend dieser worte in seinen Augen die Begier von Neuem aufleuchte.
in begin.
tate, worauf Marcolina, die in dem abgelaufenen Gespräch in aller
Spöttelei sich fast zutraulich gegeben, sofort wieder eine küh-
lere Haltung annahm und ihr Blick die gleiche Verwahrung, ja den
gleichen Widerwillen ausdrückte, der Casanova heute schon einmal