A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 66

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„Also morgen", sagte er, sollen Sie das Kloster zu sehen bekom-
men. Doch schlafen Sie nur ruhig, wir brechennicht in allzu frü-
her Stunde auf, und richten uns jedenfalls völlig nach Ihrer Be-
quemlichkeit. Gute Nacht.“ Er ging, die Türe leise hinter sich
schliessend, aber seine Schritte dröhnten über die Treppe durch
das ganze Haus.
Casanova stand allein in seinem durch zwei Kerzen
matt erhellten Zimmer und liess das Auge von einem zum andern
der vier Fenster schweifen, die nach den verschiedenen Himmels-
richtungen wiesen. In bläulichem Glanze lag die Landschaft da,
nach allen Seiten fast das gleiche Bild: weite Ebenen, mit gerin-
gen Erhebungen, nur nordwärts verschwimmende Berglinien, da und
dort vereinzelte Häuser, Gehöfte, auch grössere Gebäude, darunter
eines etwas höher gelegen, aus dem ein Licht herschimmerte, nach
Casanovas Vermutung das Schloss des Marchese. Im Zimmer, das aus-
ser dem freistehenden breiten Bett nichts enthielt, als einen
langen Tisch, uauf dem die zwei Kerzen brannten, ein paar stühle,
eine Kommode und einen goldgerahmten Spiegel darüber, war von sorg-
lichen Händen Ordnung gemacht; der Reisesack war ausgepackt
worden. Auf dem Tische lag die versperrte, abgegriffene Leder-
mappe, die Casanovas Papiere enthielt, sowie ein paar Bücher, deren
er für seine Arbeit bedurfte und die er daher mit sich genommen
hatte; auch Schreibzeug war bereit. Da er nicht die geringste
Schläfrigkeit verspürte, nahm er sein Manuscript aus der Mappe