A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 70

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nicht mehr für ihn da. Oder - wäre sie niemals für Ihn dagewesen?
Es gab ja wohl auch Frauen solcher Art. Er war vielleicht in
früheren Jahren solch einer begegnet; aber da immer zugleich
eine andere, willigere zur Stelle war, hatte er sich nicht damit
aufgehalten auch nur einen Tag vergeblich zu seufzen. Und da es
nicht einmal Lorenzi gelungen war, Marcolina zu erobern da sie
sogar die Hand dieses Menschen ausgeschlagen hatte, der ebenso
Casanna
schön und ebenso frech war, wie er selbst in seiner Jugend es
geschon
gewesen - so mochte Marcolina in der Tat jenes Wunderwesen vor-
stellen, an dessen Vorhandensein auf Erden er bisher gezweifelt-
das tugendhafte Weib. Nun aber lachte er so hell auf, dass es
durohs Zimmer hallte. „Der Ungeschickte, der Dummkopf!" rief er
laut, wie er es bei solchen Selbstgesprächen öfters tat. Er hat
die Gelegenheit nicht zu benützen verstanden. Oder die Marchess
lässt ihn nicht los. Oder hat er sich die erst genommen, weil er
Maroolina nicht bekommen konnte, die gelehrte - die Philosophin?"
Und plötzlich kam ihm der Einfall: Ich will ihr morgen meine
Streitschrift gegen Voltaire vorlesen! Sie ist das einzige Ge-
schöpf, dem ich das nötige Verständnis dafür zutrauen darf. Ich
werde sie überzeugen... Sie wird mich bewundern. Natürlich wird
sie... vortrefflich. Herr Casanova, Sie schreiben einen glänzen-
den Stil, alter Herr! Bei Gott... Sie haben Volta re vernichtet...
genialer Greis - - So sprach er, so zischte er vor sich hin und