A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 75

M. I
und kam endlich zur Besinnung, ja fand sich jetzt erst selber
wieder, als hätte er sich aus einem geprügelten kund in einen
Menschen zurückverwandelt, der die Prügel nicht als körperlichen
Schmerz, sondern als tiefe Beschämung weiter zu verspüren verdammt
war. Warum, fragte er sich, bin ich nicht zu dem Fenster hin, so
lang es noch offen stand? Und über die Brüstung hinein zu ihr?-
Hätte sie Widerstand leisten können - dürfen - die Heuchlerin,
die Lügnerin, die Dirne? Und er beschimpfte sie immer weiter,
Kriegelobt nie einen
ein
als hätte er das Recht dazu, als hättte sie ihn betragen wie einen
medits betrages
Geliebten, dem sie uns geleht. Er schwor sich zu sie zur Rede
zu stellen von Angesicht zu angesicht, ihr ins Antlitz zu schleu-
dern, vor Ilivo,vor Amalia,vor dem Marchese, dem Abbate,vor der
Magd und den Knechten, dass sie eine lüsterne kleine Hure war und
nichts anderes. Wie zur Uebung, in aller Ausführlichkeit erzählte
er sich selber vor, was er eben mitangesehen und machte sich das
Vergnügen, allerlei dazu zu erfinden, um sie noch tiefer zu or-
d-p-ne
niedrigen; dass sie nackt am Fenster gestanden sei, und sich im
Spiel der Morgenwinde von ihren Geliebten in unsüchtiger Weise
Wuth
unniently.
nich hatte liebkosen lassen. Nachdem er so seine Not fürs Erste zur
do the
Not beschwichtigt hatte, dann er nach, ob mit dem, was er nun wuss-
te, nicht doch vielleicht was Besseres anzufangen wäre. Hatte
seling
er sie jetzt nicht in seiner Gewalt? Konnte an die Gunst, die sie
genahnt hätte.
5 ihm gutwillig nicht gerührte, nicht durch Drohungen von ihr er-