A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 76

zwingen! Aber dieser schmähliche Plan zank sofort wieder in
sich zusammen, nicht so sehr weil Casanova dessen Schmühlichkeit,
als weil er dessen Zweck- und Sinnlosigkeit gerade in diesem Fall
erkennen musste. Was konnten seine Drohungen Marcolina kümmern,
die niemandem Rechenschaft schuldig, die am Ende auch, wenn’s ihr
darauf ankam, verschlagen genug war, ihn als einen Verläumder und
Erpresser von ihrer Schwelle zu jagen. Und selbst wenn sie aus
irgend einem Grunde das Geheimnis ihrer Liebschaft mit LorenzI
durch ihre Preisgabe zu erkaufen bereit war, (er wusste freilich,
dass er etwas erwog, das ausser dem Bereich aller Möglichkeiten
lag) musste ein so erzwungener Genuss für ihn, der, wenn er lieb-
te, tausendmalheisser danach verlangte Glück zu geben, als Glücke
zu empfangen - sich nicht in eine unnennbare Qual verwandeln,
die ihn zum Wahnsinn und in Selbstversichtung trieb? Er fand
sich plötzlich an der Gartentür. Sie war versperrt. Lorenzi hat
te also einen Nachschlüssel. Und wer - fiel ihm nun ein - wan
denn durch die Nacht auf trabendem Ross davongesprengt, nachdem
Lorenzi sich vom spieltisch erhoben? Ein bestellter Knecht of-
fenbar.- Unwillkürlich musste Casanova beifällig lächeln...Sie
waren einander würdig Marolina und Lorenzi, die Philosophin und
der Offizier. Und ihnen beiden stand noch eine herrliche Lauf-
bahn bevor. Wer wird Marcolinens nächster Liebhaber sein? fragte
er sich. Der Professor in Bologna, in dessen Hause sie wohnt?
Oh, ich Narr. Der war’s ja längst... Wer noch? Olivo? Der Abbate?