A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 77

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Warum nicht? Oder der junge Knecht, der gestern slotzend am To-
re stand, als wir angefahren kamen? Alle! Ioh weiss es. Aber Lo-
renzi weiss es nicht. Das hab ich vor ihm voraus.- Zwar war er
im Innersten überzeugt, dass Lorenzi nicht nur Marcolinens er-
ster Liebhaber, sondern er vermutete sogar, dass es heute die er-
ste Nacht war, die sie ihm geschenkt; doch das hielt ihn nicht
ab, seine boshaft-lösternen Gedankenspiele weiterzutreiben, wäh-
rend er den Garten längs der Mauer umkreiste. 80 stand er denn
wieder vor der Saaltüre, die er offen gelassen, und sah ein, dass
ihm vorläufig nichts anderes zu tun übrig blieb, als ungesehen
undungehört sich wieder ins Turmgemach zu begeben. Mit aller
Vorsicht schlich er hinauf und liess sich oben auf den Lehn-
stuhl einken, auf dem er schon früher gesessen; vor dem Tisch, den
auf dem die losen Blütter des Manuscriptes seiner wiederkehr nur
zu warten schienen. Unwillkürlich fiel sein Auge auf den Satz,
den er vorhin in der Mitte abgebrochen hatte;und er las: Vol-
taire wird unsterblich sein, ohne Zweifel; aber er wird diese Un-
sterblichkeit erkauft haben mit seinem unsterblichen Teil;-
der Witz hat sein Herz aufgezehrt, wie der Zweifel seine Seele
und also In diesem Augenblick brach die Morgensohne rötlich
flutend herein, so dass das platt, das er in Händen hielt, zu er-
glühen auf ing, und wie besiegt liess er es auf den Tisch zu den
andern•sinken. Er fühlte plötzlich die Trockenheit seiner Lip-