A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 78

pen, schenkte sich ein Glas Wein ein aus einer Flasche, die auf
dem Tisch stand; es schmeckte lau und sümlich. Angewidert wandte
er den Kopf nach der Seite; von der Vand, aus dem Spiegel über
der Kommode, starrte ihm ein bleiches altes Gesicht entgegen mit
wirrem über die Stirne fliessenden Haar. In selbstquälerischer
Lust liess er seine Mundwinkel noch schlaffer herabsinken, als
abguetinante
gükte es eine klägliche Rolle auf dem Theater durchzuführen,
fuhr sich ins Haar, dass die Strähne noch ungeordneter fielen,
streckte seinem Spiegelbild die Zunge heraus, krächzte mit ab-
sichtlich heiserer Stimme eine Reihe alberner Schimpfworte gegen
sich selbst und blies endlich, wie ein ungezogenen Kind die Blät-
ter seines Manuscriptes vom Tisch herunter. Dann begann er von
neuem Marcolina zu beschimpfen, und nachdem er sie mit den unflü-
tigsten Worten bedacht, zischte er zwischen den Zähnen: Denkst du,
die Freude währt lang? Du wirst fett und runzlig und alt werden
wie die andern Weiber, die mit mir zugleich jung gewesen sind.-
ein altes Weib mit schlaffen Brüsten, mit trocknemgrauen Haar,
zahnlos und von üblem Duft... und endlich wirst du sterben!
Auch jung kannst du sterben! Und wirst verwesen! Und Speise sein
für Würmer.- Um eine letzte Rache an ihr zu nehmen,versuchte
er sich sie als Tote vorzustellen. Er sah sie weise gekleidet
im offenen Sarge liegen, doch war er unfähig sich irgendwelche
Zeichen der Zerstörung an ihr zu denken; sondern ihre wahrhaft