A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 81

Ihr unterhältige
er wusste es selbst nicht mehr recht - zum Geschenk gemacht hat-
te. Das Vernünftigste wäre, sagte er zu sich, ich steckte das Geld
ein, nähme Abschied und verliesse das Haus, womöglich ohne Marco-
lina noch einmal zu sehen. Doch hab' ich je das Vernünftige ge-
tan? - Und ob nicht indess eine Nachricht aus Venedig gekommen
ist?... Zwar hat meine brave Wirtin versprochen, sie mir unver-
züglich nachzusenden...
Die Magd hatte indess einen grossen irdenen Krug mit
quellkaltem Wasser heraufgebracht und Casanova wusch sich damit
den ganzen zeib, was ihn sehr erfrischte; dann legte er sein bes-
wie
eine Art im Stadt.
seres, etwas festliches Gewand an, was er schon gestern Abend ge-
die
tan hätte, wenn er nur Zeit gefunden, seine Kleidung zu wechseln;
doch war er’s nun ganz zufrieden, dass er heute In vornehmerer
Tracht als am vergangenen Tag, ja gewissermassen in einer neuen
Gestalt vor Marcolina erscheinen durfte.
In einem Rock von grauer Glanzseide mit Stickereien
und breiten spanischen Silbersitzen, in gelber Weste und kirsch-
roten seidenen Beinkleidern, in edler, dabei nicht geradezu stol-
zer Haltung, mit einem zwar überlegenen aber liebenswürdigem Lä-
cheln um die Lippen und das Aug wie im Feuer unverlöschlicher
Jugend strahlend, so trat er in den Garten, wo er zu seiner Ent-
täuschung vorerst nur Ilivo vorfand, der ihn sinlud, neben ihm am
Tische Platz und mit dem bescheidenen Frühmal vorlieb zu nehmen.